Umweltschäden durch Düngeverordnung: Teure Überdüngung
Weil Bauern zu viel düngen, entstünden jährlich drei Milliarden Euro Umweltkosten, so Wasserversorger. Auch das neue Recht sei nicht EU-konform.
Der Wissenschaftler rechnet darin vor, dass nach der im vergangenen Jahr geänderten Düngeverordnung die Bauern im Schnitt pro Hektar Ackerland 25 Kilogramm mehr Stickstoff ausbringen dürften, als von den Pflanzen aufgenommen werden können. Dabei handele es sich nur um die technisch vermeidbaren Kilogramm, die er jeweils mit 10 Euro multipliziert, einem laut Taube „konservativen“ Schadenswert aus der Fachliteratur.
Nitrat etwa aus Gülle ist potenziell gesundheitsschädlich und verschmutzt das Grundwasser, aus dem das meiste Trinkwasser gewonnen wird. In der Umwelt trägt zu viel Dünger zum Aussterben von Pflanzen- und Tierarten sowie zum Klimawandel bei. Zudem droht Deutschland eine hohe Geldstrafe der EU, weil die Nitratgrenzwerte immer wieder überschritten werden. Die Europäische Kommission prüft gerade, ob das neue deutsche Düngerecht der EU-Richtlinie zum Schutz der Gewässer vor Nitrat aus der Landwirtschaft entspricht.
Gutachter Taube kommt zu dem Schluss, dass auch die reformierte Düngeverordnung die EU-Vorgaben „nicht umsetzen“ werde. Die Regeln ließen immer noch zu hohe Mengen zu, unter anderem durch „nicht kontrollierbare“ Ausnahmen. So könnten Bauern die Obergrenzen wegen einer ihrer Meinung nach „schlechten Bestandsentwicklung“ der Pflanzen überschreiten. Er riet, die erlaubten Düngermengen vorübergehend um 20 Prozent zu reduzieren.
„Das Gutachten ist methodisch fragwürdig“, sagte der Generalsekretär des Bauernverbandes, Bernhard Krüsken, der taz. Das aktuelle Düngerecht sei „das strengste aller Zeiten“. „Der tatsächliche Erfolg wird aufgrund der geologischen Gegebenheiten erst mittelfristig ersichtlich sein. Weitere Forderungen nach einer Verschärfung sind unverhältnismäßig.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Wirtschaftsminister bei Klimakonferenz
Habeck, naiv in Baku
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken