Umweltkatastrophe in den USA: Ölpest vor Kalifornien
Ein Leck in einer Pipeline hat Hunderttausende Liter Öl in den Pazifik laufen lassen. Die betroffenen US-Städte warnen vor dramatischen Auswirkungen.
Man habe den Geschäftsbetrieb auf dem betroffenen Ölfeld vorerst eingestellt, heißt es beim texanischen Öl- und Gaskonzern Amplify Energy. Dessen Tochter Beta Offshore betreibt die fraglichen Pipelines und Anlagen. Taucher:innen würden nach der Ursache des Lecks suchen. Viel mehr Auskünfte gibt es nicht. Das Unternehmen füllt in seiner Mitteilung mehr Platz mit juristischen Hinweisen im eigenen Interesse als mit Informationen zu der Ölpest.
Selbst wenn durch den Betriebsstopp kaum noch Öl mehr hinzukommen sollte: Der Schaden ist gewaltig. „Der Ölteppich hat Huntington Beach erheblich in Mitleidenschaft gezogen“, ließ die Stadtverwaltung der am stärksten betroffenen Gemeinde am Sonntag wissen. Es gebe „substanzielle ökologischen Auswirkungen“ am Strand und in Feuchtgebieten. Die Stadt werde sicherstellen, dass die verantwortlichen Parteien alles tun, „um das Umweltdesaster zu beheben“.
Huntington Beach hat seine Pacific Air Show abgebrochen, eine Veranstaltung, die Tausende Besucher:innen in die Stadt zieht, und so wie das benachbarte Newport Beach alle Strände gesperrt. Die kalifornische Fischereibehörde stoppte die Fischerei. Eigentlich ist die Gegend als Paradies zum Surfen und Sonnenbaden bekannt und beliebt. Damit ist erst einmal Schluss. Auf unbestimmte Zeit sei die Küste nicht zugänglich, hieß es in Huntington Beach.
Menschen sollen den Kontakt meiden
Der Bürgermeister von Newport Beach, Brad Avery, wandte sich direkt an die Anwohner:innen: „Leider machen es Größe und potenzieller Schaden des Öllecks nötig, dass die Menschen vom Wasser fernbleiben und jeden Kontakt mit dem Öl vermeiden.“ Auch bei den Aufräumarbeiten sollen Bürger:innen nicht helfen, mahnte Avery an. Dazu sei ein Kommando vor Ort, dem die US-Küstenwache vorstehe.
Die gibt bekannt, dass der Einsatz zur Reinigung des Wassers Tag und Nacht erfolge. Zum Schutz der Tiere habe man das Oiled Wildlife Care Network eingeschaltet, eine Organisation der Universität von Kalifornien, die sich um von Öl geschädigte Tiere kümmert.
„Die Auswirkungen übersteigen das sichtbare Öl und den Geruch, mit denen sich unsere Bewohner:innen gerade herumschlagen“, sagte Katrina Foley vom Aufsichtsrat des kalifornischen Bezirks Orange County, zu dem Huntington Beach und Newport Beach gehören. „Wir müssen die Ursache für das Leck identifizieren und für das Wohlergehen unserer Städte, Strände und Küstenhabitate verstehen, wie wir solche Vorkommnisse in der Zukunft vermeiden.“
Klima- und Umweltschützer:innen haben dafür Vorschläge parat. Sie sehen sich durch die Katastrophe in ihren Forderungen nach einer Abkehr von der fossilen Energiegewinnung bestätigt. „Wie viele von diesen Desastern müssen wir noch erleben, bevor unsere gewählten Führungskräfte verstehen, dass es keinen sicheren Weg gibt, fossile Kraftstoffe zu fördern und zu transportieren?“, sagte Monica Embrey von der Umweltorganisation Sierra Club. „Dieses Leck ist eine weitere Erinnerung daran, dass wir entweder gesunde und sichere Nachbarschaften, gedeihende Küstenwirtschaften sowie ein stabiles Klima haben können – oder weiter nach Öl bohren. Beides geht nicht.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
Krieg in der Ukraine
Geschenk mit Eskalation
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Warnung vor „bestimmten Quartieren“
Eine alarmistische Debatte in Berlin
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen