Umweltkatastrophe in Brasilien: Schlammlawine erreicht das Meer
20.000 olympische Schwimmbecken voll Giftschlamm wälzen sich dem Meer entgegen. Menschen sterben, Lebensräume sind zerstört. Die Regierung will klagen.
Nach dem Dammbruch will Brasiliens Regierung von dem Bergbau-Konsortium mindestens 20 Milliarden Reais (5 Mrd. Euro) Schadenersatz fordern. Bundesgeneralanwalt Luís Inácio Adams will am Montag eine entsprechende Zivilklage erheben.
UN-Experten hatten zuvor die brasilianische Regierung und das betroffene Bergbauunternehmen, ein Joint Venture der australischen Firma BHP Billiton, aufgerufen, angesichts der Gefahr durch giftige Substanzen umgehend Maßnahmen zum Schutz der Umwelt und der Menschen in dem Gebiet zu treffen. Durch das Bersten des Beckens seien 50 Millionen Tonnen Eisenerz-Abfälle ausgelaufen, die giftige Schwermetalle und Chemikalien enthielten, hieß es in einer Mitteilung.
„Das Ausmaß des Umweltschadens entspricht 20.000 olympischen Schwimmbecken mit Giftschlamm“, sagte UN-Experte John Knox. In einem großen Gebiet seien der Boden, die Flüsse und das Wassersystem kontaminiert worden. Bei dem Dammbruch am 5. November waren 13 Menschen ums Leben gekommen, weitere elf werden noch vermisst. Einwohner vor Ort kritisierten diese öffentlichen Zahlen als viel zu niedrig, sie gehen von 40 Toten aus. Die Schlammlawine hatte die rund 600 Einwohner zählende Ortschaft Bento Rodrigues, 250 Kilometer nördlich von Rio de Janeiro, überrollt.
Der Giftschlamm hat fast 1.000 Hektar Wald zerstört. Bei der Bekanntgabe einer ersten Schadenseinschätzung kündigte Umweltministerin Izabelle Teixeira am Mittwoch im Sender „TV Brasil“ zugleich eine Verschärfung der Umweltauflagen für Staubecken an. Die Umweltbehörde Ibama verhängte eine Geldstrafe von umgerechnet 60 Millionen Euro gegen die Bergbaufirma Samarco, die der australischen Firma BHP Billiton und dem brasilianischen Minenkonzern Vale gehört.
Zudem willigte Samarco ein, über 250 Millionen Euro für Aufräumarbeiten zur Verfügung zu stellen. Laut einem Bericht der Neuen Zürcher Zeitung hat ein Analytiker der Deutschen Bank in Australien die Kosten der Aufräumarbeiten allerdings auf über eine Milliarde US-Dollar (knapp 950 Millionen Euro) geschätzt.
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