Umweltkatastrophe in Argentinien: Ölpest mit deutscher Beteiligung
Vor der argentinischen Küste breitet sich ein großer Ölteppich aus. Auch weil die Tochterfirma eines deutschen Unternehmens ein Leck zu spät meldete.
Die Leckage ereignete sich an einer Unterwasser-Ladeboje vor dem Ölhafen Puerto Rosales, etwa 30 Kilometer südöstlich der Hafenstadt Bahía Blanca. Der Name Bahía Blanca (Weiße Bucht), leitet sich von den einst als weiß beschriebenen Sandstränden ab, die bei Ebbe sichtbar wurden.
Die gleichnamige Stadt ist die wichtigste Industrie- und Hafenstadt im Süden Argentiniens. Der Hafen ist der einzige in Argentinien mit einer natürlichen Tiefe von über 10 Metern. Tanker und Frachtschiffe mit großem Tiefgang müssen ihn anlaufen. Aus diesem Grund hat sich die petrolchemische Industrie um Bahía Blanca angesiedelt.
Satellitenbilder zeigen, dass der Ölteppich mindestens 21 Quadratkilometer groß ist und seinen Ursprung an der Ladeboje hat. Nach bisherigen Informationen war das Öl bereits am 26. Dezember ausgetreten. Am folgenden Tag wurde der sich bildende Ölteppich frühmorgens von einem Fischer entdeckt und den zuständigen Behörden gemeldet, aber erst am Nachmittag wurde das entsprechende Notfallprotokoll aktiviert.
Naturschutzgebiete sind betroffen
„Die frühzeitige Kontrolle von Leckagen erfordert, dass das Unternehmen den Vorfall der argentinischen Marinepräfektur mitteilt, damit das Reaktionsprotokoll aktiviert wird“, sagte Bürgermeister von Bahía Blanca, Federico Susbielles, dem Internetportal elDiarioAR. Aber das Protokoll sei erst eine viel zu lange Zeit nach Bekanntwerden des Vorfalls aktiviert worden.
Betroffen sind die Naturschutzgebiete Bahía Blanca, Bahía Falsa und Bahía Verde. Sie bilden eines der wichtigsten Inselsysteme mit Gezeitenkanälen, schlammigen Gezeitengebiete und Sümpfen an der Küste Argentieniens. Befürchtet werden schwerwiegendere Folgen, sollte das Öl in den Grund vor der Küste und den Kanälen gelangen. Oiltanking hat mitgeteilt, man habe bisher mehr als 2.500 Quadratmeter Fläche gesäubert.
„Wir müssen jetzt die wichtigen Beobachtungen des Fischers analysieren, der die Situation öffentlich gemacht hat“, erklärt Javier Groso, Geograf an der Universität Comahue. Diese könnten zeigen, dass das Unternehmen darauf spekuliert habe, „dass es sich um einen kleinen Ölteppich handelt, dass er sich nicht ausbreitet, dass niemand etwas darüber weiß und dass er sich schließlich im Wasser auflöst oder auf das Meer hinaus zieht“.
Inzwischen hat die zuständige Staatsanwaltschaft eine vorläufige Untersuchung eingeleitet. „Die möglicherweise verspätete Aktivierung des Notfallplans und die mangelnde Sorgfalt des Unternehmens, die die Risiken und den tatsächlichen Schaden verschlimmert haben, müssen nicht nur von den Behörden sondern auch von der Justiz bewertet werden“, forderte Bürgermeister Susbielles auf der Plattform X.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Umgang mit der AfD
Sollen wir AfD-Stimmen im Blatt wiedergeben?
Pistorius lässt Scholz den Vortritt
Der beschädigte Kandidat
Haftbefehl gegen Netanjahu
Begründeter Verdacht für Kriegsverbrechen
Böllerverbot für Mensch und Tier
Verbände gegen KrachZischBumm
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen
Krieg in der Ukraine
USA will Ukraine Anti-Personen-Minen liefern