Umwelt: Viel Haus für wenig Energie
Der Berliner Umweltpreis geht in diesem Jahr an ganz unterschiedliche Projekte: eine Wohnungsbaugesellschaft, eine Bürgerinitiative aus Lichtenrade und eine Schule in Malchow
Ganz im Süden des Bezirks Tempelhof-Schöneberg kann man sehen, welche Erfolge beharrliches Bürgerengament zeitigen kann: In Lichtenrade ist neben einer Plattenbausiedlung ein Volkspark entstanden - und zwar einer im besten Sinne des Wortes. Vom Volk selbst angelegt und gepflegt, fast ohne staatliche Zuschüsse, grün und bunt und offen für alle. Umweltsenatorin Katrin Lompscher (Die Linke) lobt: "Die Lichtenrader haben mit diesem Einsatz für ihr eigenes Lebensumfeld und die Umwelt anderen Beispiel gegeben und Maßstäbe gesetzt." Es handele sich hier um die erste Bürgerinitiative in Deutschland, die einen öffentlichen Park für die Allgemeinheit angelegt hat und bis heute unterhält.
Am Dienstagabend gab es dafür, laut der vorab veröffentlichten Presseinformation, im Roten Rathaus den Berliner Umweltpreis der Umweltschutzorganisation BUND. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD), der selbst aus Lichtenrade stammt, hielt die Laudatio. Genauso erhielten auch die Umwelttheatergruppe der Grundschule im Grünen und die Wohnungsbaugesellschaft Howoge einen der Preise.
In den Siebzigerjahren war der südliche Teil von Lichtenrade noch an drei Seiten von der Mauer umschlossen. In Zeiten der Wohnungsknappheit entstanden hier Plattenbauten - und die Bewohner merkten, dass es zu wenig Erholungsflächen gibt. Also rief die Bürgerinitiative Lichtenrade-Ost dazu auf, zu Weihnachten 1979 Tannenbäume mit Wurzelballen zu kaufen, um diese anschließend auf einer Brachfläche zu pflanzen. Das war der Anfang des Parks, der inzwischen ausgewachsen ist und rund 40.000 Quadratmeter groß ist - knapp sechs Fußballfelder. Ein Spielplatz ist auf der Fläche auch noch entstanden.
Der Verein, der den Park weiter hegt, hat heute noch rund 80 Mitglieder. Der Nachwuchs bricht weg. Auch weil Lichtenrade inzwischen nicht mehr von der Mauer, sondern von Brandenburg umgeben ist. Vielen reicht das bereits an Grünfläche - auch wenn ein Weizenfeld natürlich nicht das Gleiche ist wie ein Park. Für Umweltsenatorin Lompscher ist der Park dennoch ein Vorzeigeprojekt: "Immer mehr Bürgerinnen und Bürger kümmern sich in ehrenamtlicher Arbeit um ihre Mitmenschen und ihre Umwelt. Ich freue mich sehr, dass dieses andauernde, besondere Engagement des Vereins Lichtenrader Volkspark mit dem Umweltpreis geehrt wird."
Auch die Wohnungsbaugesellschaft Howoge erhält einen Umweltpreis - für die Sanierung eines Doppelhochhauses mit 21 Stockwerken und 296 Wohnungen in Lichtenberg. Der Plattenbau ist jetzt das größte Niedrigenergiehaus Deutschland. Die Fenster erhielten eine besonders gut isolierende Dreifachscheibe, die Fassade wurde 12 Zentimeter dick gedämmt. Das Haus verbraucht jetzt nur noch die Hälfte der Energie - der Ausstoß des Klimakillers CO2 liegt nun pro Wohnung und Jahr mehr als 1 Tonne niedriger als zuvor. Die Sanierung kostete insgesamt 8 Millionen Euro, davon entfielen 1,9 Millionen Euro auf die Energiespar-Umbauten. Die staatliche KfW-Bank unterstützte die Sanierung mit einem günstigen Darlehen.
Den dritten Preis erhielt die Umwelttheatergruppe der Malchower "Grundschule im Grünen". Die Kinder führten in diesem Jahr etwa das Klimamusical "Kleine Helden" auf, in dem Eisbär Lothar und Pinguin Dr. Ping sich auf dem Weg von der Eisscholle zu den Menschen machen, um diese vor heimlichen Stromfressern zu warnen. Die Schule ist die einzige Schule in Deutschland, die das Fach Umweltlehre fest im Lehrplan verankert hat.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!