Umweg für Kreuzfahrtgäste: Gift-Schlick bleibt im Hafen
Die „Queen Mary 2“ kann nicht im Hamburger Cruise Center – anlegen zu viel Schlick. Ausbaggern geht nicht, weil das Sediment zu giftig für die Nordsee ist.
„Der Grenzwert für Kohlenwasserstoff ist leicht überschritten“, sagt HPA-Sprecher Christian Füldner. Kohlenwasserstoffe sind chemische Verbindungen, die in fossilen Stoffen wie Erdöl, Erdgas oder Kohle vorkommen. Im Schlick könnten also Ölreste schlummern. Es handele sich jedoch nicht um Altlasten aus dem Hafen, sondern bei einem „nennenswerten Teil“ um Sedimente, die die Elbe auf ihrem Weg von der Quelle zur Nordsee mit sich spüle, sagt Füldner.
Umweltschützer fordern Sanierung
Klaus Baumgardt engagiert sich in der Initiative „Rettet die Elbe“. Er hält die Theorie, dass die Belastungen aus dem Oberlauf der Elbe stammten, für falsch. „Es gibt in Hamburg viele Altlasten.“ Jahrzehntelang hätten Hamburgs Raffinerien über ihre Abwässer Mineralölreste in die Elbe geleitet. „Vor 30 Jahren mehr als heute, aber die Altlasten sind noch vorhanden“, sagt Baumgardt.
Der Schlick müsse nun, da die Belastungen bekannt seien, so schnell wie möglich aus dem Hafen geholt werden und auf eine Deponie an Land gebracht werden. „Das Wasser bewegt sich und wir sollten nicht darauf warten, dass die nächste Sturmflut die Sedimente weiter verteilt.“Auch die HPA will die bis zu 50.000 Kubikmeter Schlick schnellstmöglich ausbaggern, dann aber vor Helgoland in der Nordsee verklappen – dafür ist der Schlamm ist aber noch zu giftig.
Mit den Gezeiten spült die Elbe jeden Tag Sand und Schlick in den Hamburger Hafen.
Für die Hamburg Port Authority (HPA) sind jeden Tag mindestens drei Baggerschiffe im Einsatz. Die befreien die Fahrrinnen, Zufahrten und Schiffsliegeplätze vom Schlick.
Betroffen ist vom versandeten Hafenbecken am Cruise Center bisher nur die „Queen Mary 2“. Die Schiffe der Aida-Flotte haben weniger Tiefgang und legen regelmäßig an dem Terminal an.
Hafenbehörde wartet, dass das Gift sich verteilt
Zunächst wartet die Hafenbehörde deshalb ab und nimmt weitere Proben: „Wir wissen aus Erfahrung, dass sich der Belastungsgrad im Jahresverlauf verbessert“, sagt Füldner. Sobald die Grenzwerte nicht länger überschritten seien, könnte mit dem Ausheben begonnen werden. An Land gebe es nicht genügend Fläche, um den Schlamm zu deponieren, sagt Füldner.
Für die Reederei Cunard ist es kein Problem, dass ihre „Queen Mary 2“ in Steinwerder anlegen muss. „Für uns läuft die Abfertigung dort wunderbar“, sagt ein Sprecher. Für die Passagiere sei der Standort nicht schlechter, da es einen Busshuttle in die Innenstadt gebe – unklar ist bisher nur, wer in Zukunft dafür zahlt.
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