Hamburg baut Schlickdeponie: Moorburgs Matschberg
Hamburg baut Deponie in Moorburg – für 48 Millionen Euro. Umweltverbände kritisieren: Verschlickung nimmt wegen Elbvertiefung zu.
Eine Festlegung auf den Standort in Moorburg wurde bereits 2010 unter dem schwarz-grünen Senat getroffen, „nachdem ein detailliertes und ergebnisoffenes Standortsuchverfahren durchgeführt wurde“, erläutert jetzt die Wirtschaftsbehörde.
Danach sei die Fläche der Entwässerungsfelder westlich von Moorburg der vergleichsweise am besten geeignete Standort. „Zu den Bewertungskriterien zählten Einflüsse auf Menschen, Tiere, Pflanzen, Boden, Wasser, Klima, Landschaft als auch zeitliche Verfügbarkeiten und Kosten“, so Behördensprecherin Susanne Meinecke.
Auch im rot-grünen Koalitionsvertrag vom April wird Moorburg ausdrücklich genannt: „Die Ausbauvorhaben im Hafen werden fortgesetzt. Dazu zählen insbesondere die zum Teil bereits begonnenen bzw. geplanten Maßnahmen wie [...] die Deponie Moorburg“, heißt es dort im Hafenkapitel.
Die Unterhaltsbaggerungen im Hamburger Hafen sind seit Jahrzehnten Alltag.
Die Mengen aber wachsen enorm: 2011 waren es 2,45 Millionen Kubikmeter, 2013 bereits 6,07 Millionen Kubikmeter.
Ebenso wachsen die Kosten: 2011 waren es noch 40 Millionen Euro, 2014 bereits 66 Millionen Euro.
Ein Großteil der Sedimente wird bei der Insel Neßsand in die Elbe gekippt. Der Rest wird in der Nordsee zwischen Scharhörn und Helgoland verklappt.
Grund für die neuen Pläne sind die seit Jahren wachsenden Schlickmengen, die aus der Elbe und den Hafenbecken gebaggert werden müssen, um die Erreichbarkeit für Kreuzfahrtschiffe und Containerfrachter zu gewährleisten (siehe Kasten).
Nach Ansicht der Umweltverbände BUND und Nabu ist die Hauptursache die bisher letzte Elbvertiefung. Seitdem drücke die Nordsee bei jedem auflaufenden Wasser enorme Mengen an Sedimenten durch die vertiefte Fahrrinne, so ihre Kritik.
Sollte die geplante nächste Elbvertiefung, über die in diesem Jahr das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig zu entscheiden hat, tatsächlich realisiert werden, würde das Problem weiter anwachsen, prophezeien sie. Verschärft wird diese Situation dadurch, dass in trockenen Sommern wenig Wasser, das Sedimente ins Meer fortspülen könnte, aus der Oberelbe nach Hamburg kommt.
Die Baggermengen verklappt Hamburg bei der Elbinsel Neßsand und vor Helgoland. Allerdings ist diese Deponie in der Nordsee für Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck „nur eine Übergangslösung“. Für die Zukunft sei „eine nachhaltige Lösung erforderlich, die auch die Reduzierung der Schadstoffbelastung“ umfasse, sagt Habeck.
Deshalb laufen seit geraumer Zeit Verhandlungen zwischen dem Bund, Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen mit dem Ziel, noch im ersten Quartal 2016 ein „gemeinsam getragenes Gesamtkonzept für die Unterhaltung der Tideelbe vorzulegen“, sagte die Sprecherin der Hamburger Wirtschaftsbehörde, Susanne Meinecke, der taz.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Pelicot-Prozess und Rape Culture
Der Vergewaltiger sind wir
100 Jahre Verkehrsampeln
Wider das gängelnde Rot
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Baerbock warnt „Assads Folterknechte“
Trendvokabel 2024
Gelebte Demutkratie
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt