Umstrittenes Kohleförderprojekt: FFF protestiert gegen Siemens
AktivistInnen von Fridays for Future Berlin versammelten sich am Montagabend spontan vor Siemens in Moabit. Sie wollen das Adani-Projekt stoppen.
Grund genug für die Berliner AktivistInnen, am Montagabend spontan vor dem Siemens-Gasturbinenwerk in Moabit zu demonstrieren und ihre Streikpause zu unterbrechen. „Kohlekonzerne zerstören unsere Umwelt“, stimmten die geschätzt 150 TeilnehmerInnen lautstark an, „nur für einen Batzen Geld.“
Siemens soll für Adani die Signaltechnik für die Bahnstrecken liefern, damit Kohle aus dem australischen Bergwerk erst zum 189 Kilometer entfernten Hafen per Zug transportiert werden kann, um dann über den Ozean nach Indien verschifft zu werden. Für Siemens geht es dabei um 18 Millionen Euro Auftragsvolumen, aber vor allem um Australien und Indien als mögliche Zukunftsmärkte.
Kohle sei ein Klimakiller, kritisierten die FFF-AktivistInnen. Mit Sprechchören, Bannern und einem riesigen „How dare you?“-Plakat unter dem Siemens Logo in der Huttenstraße machten sie auf sich aufmerksam. Eine Aktivistin am Megafon trug eine Rede zur „Doppelmoral von Siemens“ vor: Der Konzern wolle Klimaneutralität erreichen, aber fördere gleichzeitig ein Projekt, das noch jahrzehntelang Milliarden Tonnen CO2 ausstoße.
„Wir fordern, dass diese Technik nicht geliefert wird“, sagte Pia Haase, 19, eine Sprecherin der FFF-Bewegung Berlins. „Profit sollte nicht über unsere Zukunft gehen. Das können wir nicht hinnehmen.“ Vor allem ging an es an diesem Abend darum, der Frustration und dem Ärger Luft zu machen. Die AktivistInnen hätten keine andere Wahl, als spontan zu demonstrieren, betonte Haase – selbst wenn die Bewegung von Siemens ignoriert werden würde, wie bisher ja auch von der Politik.
Vereinzelt lugten Köpfe aus dem mehrstöckigen Bürogebäude. Dann schlossen sich Fenster, Lichter gingen aus. „Macht mal lieber einen Song über Kaeser, der hätte es mehr verdient“, rief jemand, als der Fridays-for-Future-Sprechchor gegen Braunkohle laut wurde.
Auf dem Bürgersteig bildete sich eine Menschenkette. Die Demo-TeilnehmerInnen umzingelten den Eingangsbereich. „In Australien brennt eine Fläche so groß wie die Niederlande“, sagte der 13-jährige Luis von Randow über Lautsprecher. „Es ist, als würde Australien für Siemens nicht existieren.“
Für ihn ist es unfassbar, dass Siemens trotz der andauernden Brände in Australien das Kohleprojekt fördere. „Siemens stellt das Geld über Klimagerechtigkeit. Das finde ich einen ziemlichen scheiß Move“, resümierte er. Die Menge stimmte mit Buh-Rufen ein. Im Siemens-Bürogebäude sind nun fast alle Lichter aus.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Ungerechtigkeit in Deutschland
Her mit dem schönen Leben!
Verkauf von E-Autos
Die Antriebswende braucht mehr Schwung
Neuer Generalsekretär
Stures Weiter-so bei der FDP
Warnstreiks bei VW
Der Vorstand ist schuld
Zuschuss zum Führerschein?
Wenn Freiheit vier Räder braucht
Die HTS in Syrien
Vom Islamismus zur führenden Rebellengruppe