Umstrittenes Bahnbauprojekt Stuttgart 21: Noch teurer und noch später fertig
Laut Medienberichten sollen die Kosten des Bahnprojekts mittlerweile auf 8,2 Milliarden Euro gestiegen sein. Und die Eröffnung wird wohl nun erst 2025 stattfinden.
Erst im November war bekannt geworden, dass die Kosten für den unterirdischen Durchgangsbahnhof und seine Anschlussstrecken um 1,2 Milliarden Euro auf 7,6 Milliarden Euro steigen.
Schon damals war die Rede davon, die Eröffnung zu verschieben – zunächst auf 2024 – und weitere 300 Millionen Euro als Risikopuffer einzuplanen. Nun kursiere auch die Summe von 500 Millionen Euro, hieß es am Donnerstag. Der zuständige Vorstand Ronald Pofalla wolle die Lage transparent darstellen.
Mit Zusatzaufwendungen für die neuerliche Verzögerung könnte sich der Kostenrahmen damit auf 8,2 Milliarden Euro dehnen. Zu den Treibern bei dem Projekt zählen gestiegene Baupreise und Probleme mit dem Baugrund.
Seit 2010 wird gebaut
Wer dafür aufkommt, ist nicht geklärt. Die Bahn, der Bund, die EU, das Land Baden-Württemberg, die Stadt Stuttgart und der örtliche Flughafen hatten 2009 vereinbart, die Kosten aufzuteilen. Damals gingen sie von 4,5 Milliarden Euro aus. Die Bauherrin Deutsche Bahn wurde mit 1,7 Milliarden Euro der größte Finanzier.
2013 erweiterte die Bahn den Finanzrahmen auf gut 6,5 Milliarden Euro. Für den Aufschlag wollte die Bahn die übrigen Projektbeteiligten in die Pflicht nehmen. Doch die lehnen das ab.
Bei dem Projekt soll aus dem Stuttgarter Kopfbahnhof ein unterirdischer Durchgangsbahnhof werden. An der Station wird seit Februar 2010 gebaut.
Wegen der Verzögerungen und Kostensteigerungen wird Stuttgart 21 oft in einem Atemzug mit der Elbphilharmonie und dem Flughafen Berlin Brandenburg genannt. Das Hamburger Konzerthaus wurde vor einem Jahr mit sieben Jahren Verzögerung eröffnet, die Kosten hatten sich auf 789 Millionen verzehnfacht. Der BER soll nun 2020 in Betrieb gehen – mit neun Jahren Verspätung und für 6,5 Milliarden Euro statt der ursprünglich vorgesehenen 2 Milliarden Euro.
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