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Umstrittener TiefseebergbauKanadische Firma nutzt Einfalltor in unberührte Gewässer

Die USA unter Trump machen es möglich: Der Konzern TMC beantragt eine Lizenz zum Schürfen in der Tiefsee – gegen internationale Schutzinitiativen.

Objekt der Begierde sind Manganknollen. Mit ihrer Extraktion aus dem Tiefseeboden droht die Zerstörung unerforschter Gebiete Foto: dpa

NEW YORK taz | Der kanadische Bergbaukonzern The Metals Company (TMC) hat bei den US-Behörden eine Erlaubnis für den umstrittenen Tiefseebergbau in internationalen Gewässern beantragt. Die von der Tochtergesellschaft TMC USA eingereichte Anfrage beziehe sich auf die sogenannte Clarion-Clipperton-Zone im Pazifik, erklärte der Konzern am Dienstag. Es ist das erste Mal, dass ein Unternehmen eine solche Genehmigung für kommerzielle Zwecke anfragt. Die scheidende Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) reagierte besorgt.

„Der heutige Tag ist ein großer Schritt nach vorn – nicht nur für TMC USA, sondern auch für die Mineralienunabhängigkeit und das Wiederaufleben der Industrie Amerikas“, erklärte TMC-Chef Gerard Barron. Der Konzern will Manganknollen am Meeresboden abbauen.

Die polymetallischen Knollen enthalten neben Mangan auch Kobalt, Kupfer und Nickel – Metalle, die zum Bau von Batterien für Elektrofahrzeuge verwendet werden. Bergbaukonzerne drängen seit langem darauf, wertvolle Mineralien am Meeresgrund abzubauen. Ihr kommerzieller Abbau steckt technologisch noch in den Kinderschuhen, wegen der wachsenden Bedeutung der Rohstoffe preschen manche Unternehmen jedoch vor.

Wissenschaftler und Umweltgruppen befürchten, dass der Abbau der Manganknollen unberührte Unterwasser-Ökosysteme dauerhaft zerstören könnte. Neben Umweltschützern fordern auch immer mehr Länder ein Moratorium für den Tiefseebergbau.

USA gegen UN-Initiative

US-Präsident Donald Trump hatte am vergangenen Donnerstag ein Dekret unterzeichnet, welches das Schürfen nach wichtigen Metallen wie Nickel und Kobalt in US- und internationalen Gewässern ermöglichen soll. Die USA wendeten sich damit gegen eine UN-Initiative für ein internationales Regelwerk für den Tiefseebergbau.

Die Internationale Meeresbehörde ISA bemüht sich bereits seit den 90er Jahren, ein Regelwerk für den Tiefseebergbau auszuarbeiten und dabei das wirtschaftliche Potenzial gegen Warnungen vor irreversiblen Umweltschäden abzuwägen. Regierungen und Unternehmen hatten sich deshalb bisher weitgehend mit konkreten Vorstößen zurückgehalten. Die USA haben das internationale Abkommen, das der UN-Organisation ISA die entsprechende Zuständigkeit überträgt, nicht ratifiziert.

„Der hoheitsfreie Tiefseeboden und seine Ressourcen sind das gemeinsame Erbe der Menschheit. Kein Staat und kein Unternehmen kann sich daher diese Ressourcen einfach aneignen“, erklärte Bundesumweltministerin Lemke. Wegen „begrenzter wissenschaftlicher Kenntnisse und der potenziell irreversiblen Schäden für die Meeresumwelt“ werbe die Bundesregierung international seit langem für eine vorsorgliche Pause im Tiefseebergbau. Es sei gut, dass eine solche Pause und die Erforschung der Tiefsee auch im Koalitionsvertrag der kommenden Bundesregierung als Ziele genannt werden, fuhr sie fort.

Die Umweltschutzorganisation Greenpeace kritisierte das Vorgehen des Konzerns und Washingtons scharf. „Die USA und TMC zerschlagen gezielt das multilaterale System, das seit Jahrzehnten die Grundlage für die Zukunft des Meeresbodens bilden soll“, erklärte Greenpeace-Meeresexpertin Daniela von Schaper. „Tiefseebergbau ist eine ökologische Katastrophe mit Ansage.“ Bei der nächsten Sitzung der ISA müssten sich die Regierungen geschlossen gegen die Pläne stellen, forderte sie. „Auch die Bundesregierung muss klarmachen: Die Tiefsee ist kein rechtsfreier Raum.“

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2 Kommentare

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  • Die Tiefsee ist ja noch intakt. Jetzt fangen global players an, dies auch zu zerstören. Logisch!

  • Marine schicken, Konzernschiff versenken. Sind ja internationale Gewässer, keine us-amerikanischen. Und da ohnehin niemand die USA braucht, weil sie völlig geschichtsvergessen, verkommen, süchtig nach fossilen Brennstoffen, hatespeech und sonstwas sind, muss man da auch nicht auf ihre freundliche Zustimmung drängen.