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Umstrittener BesucherLinke streiten über "Volksfront"

Besuch vom Feind des "anglo-amerikanischen Finanzkapitals": Die Bremer Linkspartei hat den Publizisten Jürgen Elsässer eingeladen. Kritische Genossen wollen eine Wiederholung verhindern.

Hat die Vorzüge des Nationalstaats für sich entdeckt: Jürgen Elsässer. Bild: Derim Hunt/Creative Commons

Die Bremer Linkspartei ist uneins: Einladen oder nicht einladen? Den, um den es dabei geht, hatte die Bürgerschaftsabgeordnete Inga Nitz bereits einmal zur Vorstellung seines Buches "Terrorziel Europa" in die Hansestadt geholt: Jürgen Elsässer. Nun möchten sich einige Genossen weiterhin mit dem Gründer der "Volksfront gegen Finanzkapital" austauschen. Nicht tragbar, empören sich interne Kritiker. "Es gibt in der Partei in Bremen scheinbar kein Problembewusstsein", sagt Wolfgang Meyer, Mitglied der Linken und früher im geschäftsführenden Landesvorstand der WASG: "Die Thesen von Elsässer werden als unbedenklich empfunden."

Am 19. Januar war der umstrittene Publizist bei der Linken zu Gast. Wenige Tage vorher hatte Elsässer seine Initiative in Berlin vorgestellt. Seine "Volksfront", hofft der 51-Jährige, soll eine "große Offensive" gegen den "bewussten Angriff des angloamerikanischen Finanzkapitals" starten. Ihr Hauptziel sei die "entschädigungslose Nationalisierung des Finanzsektors". Der prompt aus den Reihen der NPD zu vernehmende Applaus kam nicht überraschend. Bundesvize Holger Apfel schwärmte gar vom "Eisbrecher" Elsässer.

"Natürlich haben wir uns überlegt, ob wir die Veranstaltung dennoch machen", sagt Linken-Abgeordnete Nitz. Aber weil es ja nur um den Terrorismus gehen sollte, hielt man an dem Termin fest. Meyer betont, der Vorstand sei gewarnt worden, "aber es kam keine Reaktion". Der Bremer Parteispitze sei bekannt gewesen, dass der Vortragende mehr als nur nationalistische Thesen vertrete.

Besucht wurde Elsässers Gastspiel auch von Yavuz Özoguz. Über den heißt es auf der Homepage der Linkspartei, er sei "Leiter des bekannten so genannten Muslim-Markts aus Delmenhorst". Auch das sorgt bei den Kritikern um Wolfgang Meyer für Verärgerung: "Die Redebeiträge des Herrn wurden auch noch als interessante Anregungen begrüßt." Auf der Homepage wurde überdies sogar eine Verlinkung zum Internetportal Muslim-Markt (MM) geschaltet.

Auf Nachfrage gibt sich die Bürgerschaftsabgeordnete Nitz überrascht - dabei hetzt MM seit Jahren gegen den "Pseudostaat Israel" und ruft zum Boykott "zionistischer" und "anti-islamischer" Produkte auf - was von Coca Cola bis zur taz reicht. 2004 machte MM Schlagzeilen, weil dort eine Rede des iranischen Revolutionsführers Al-Chamenei dokumentiert wurde, in der dieser die deutschen Gaskammern als "Märchen" bezeichnete. Auch bekannte Rechtsextremisten, etwa der niedersächsische NPD-Funktionär Andreas Molau, beklagten auf MM bereits den vermeintlichen Verlust des Traditionellen durch die westlichen Werte.

Elsässer wiederum führte im Interview mit dem MM aus: "Die räuberische Globalisierung kann nur gestoppt werden, wenn linke Sozialkritik und konservative Werteverteidigung im streitbaren Dialog zusammenfinden".

Mit einem Brief an die Parteiführung hoffen Meyer und weitere Genossen eine erneute Einladung zu unterbinden: Elsässer, sagt Meyer, "darf nicht wieder ein Podium bei uns bekommen".

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