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Umstrittene PodiumsdiskussionKatholikentag steht zu AfD-Einladung

Der Katholikentag hält an einer Veranstaltung fest, zu der auch ein Vertreter der AfD erwartet wird. Eine Theologen-Initiative warnt vor „Normalisierung“.

Vom 9. bis 13. Mai laden die Katholiken nach Münster Foto: dpa

Münster epd | Die Kritik am Auftritt eines AfD-Vertreters auf dem Deutschen Katholikentag in Münster reißt nicht ab. Der Katholikentag hält an der Veranstaltung mit dem religionspolitischen Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Volker Münz, fest, wie ein Sprecher am Dienstag sagte. Zu der Veranstaltung seien die religionspolitischen Sprecher aller im Bundestag vertretenen Parteien eingeladen. In einem Aufruf „Münsteraner Erklärung für eine mutige Kirche“ fordert eine Theologen-Initiative, Münz auszuladen. Münz kritisierte die Forderung der Theologen als „feige und unchristlich“.

Die Theologen-Initiative kritisiert in der Münsteraner Erklärung die Einladung eines AfD-Vertreters als eine „Normalisierung einer menschenfeindlichen und hasserfüllten Politik“. Die AfD schüre Hass und Angst gegenüber allen, die als vermeintlich fremd deklariert würden. Außerdem stelle die Einladung durch das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken einen Bruch mit der bisherigen klaren Linie der Abgrenzung von der AfD durch das Zentralkomitee der Deutschen Katholiken dar.

Der Aufruf wurde von einem Mitarbeiter des Instituts für Theologie und Politik in Münster gemeinsam mit vier Theologen ins Leben gerufen. Die Erklärung ist inzwischen von mehr als 40 Theologen, Lehrern und Universitätsprofessoren unterschrieben worden.

Der Katholikentag hatte die Teilnahme von Münz damit begründet, dass es bei der Podiumsveranstaltung um die Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion gehe. Dazu gehöre inzwischen auch die AfD. Daran habe sich nichts geändert, sagte Thomas Arzner von der Pressestelle des Katholikentages. Derzeit seien viele entscheidende Vertreter der Zentralkomitees der Deutschen Katholiken und des Katholikentages im Osterurlaub. Zugleich bestätigte Arzner: „Herr Münz ist eingeladen, und daran wird sich jetzt nichts ändern.“

Münz kritisiert Einladung von Muslimen

Der kirchenpolitische Sprecher der AfD-Fraktion kritisierte den Aufruf der Theologen. „Ich halte das nicht für mutig, sondern für feige und unchristlich“, erklärte Münz am Dienstag. Zur Demokratie und zum Christsein gehöre zumindest, dass man einander zuhöre. Zugleich übte er auch indirekt Kritik am Katholikentag.

Er müsse sich wundern, wer alles zum Katholikentag eingeladen worden sei, ohne dass es Berührungsängste gegeben habe: „So beteiligt sich die Ditib-Moscheegemeinde Münster, obwohl die Ditib in einer Broschüre für Kinder Selbstmordattentate verherrlicht hat und zum Gebet für den Sieg der türkischen Armee im völkerrechtswidrigen Angriffskrieg in Syrien aufruft.“

Münz ist Teilnehmer des Podiums am 12. Mai in der Halle Münsterland „Nun sag', wie hast du's mit der Religion? Die Haltung der Bundestagsparteien zu Kirche und Religion in Staat und Gesellschaft“. Weitere Teilnehmer sind religionspolitische Sprecher oder Experten der Bundestagsfraktionen von CDU, SPD, Grüne und Linke. Kritik hatte es auch vom Bund der Katholischen Jugend (BDKJ) sowie von dem Münsteraner Bündnis „Kein Meter den Nazis“ gegeben.

Traditionell stellen sich auf Katholiken- und Kirchentagen Politiker aktuellen Diskussionen mit Vertretern der Kirchen und der Zivilgesellschaft. Auf dem Katholikentag in Leipzig vor zwei Jahren war die AfD noch unerwünscht. Beim Evangelische Kirchentag im Mai 2017 in Berlin hatte eine Podiumsdiskussion mit der damaligen AfD-Politikerin Anette Schultner, die die Partei mittlerweile verlassen hat, und dem Berliner evangelischen Bischof Markus Dröge auf dem Programm gestanden. Der 101. Deutsche Katholikentag findet vom 9. bis zum 13. Mai in Münster statt.

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8 Kommentare

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  • Dieser ganze no platforming ist doch tital kontraproduktiv. Jedes mal wenn sowas passiert schauen sich das Menschen an und denken sich: Wenn es darum solche einen Aufruhr gibt dann muss das Gesagte ja verdammt interessant sein. Vor etwas das offenkundig nicht stimmt muss schließlich niemand Angst haben. Und da ist sogar was dran. Warum stellt die Linke die AfD nicht argumentativ? Weil man ganze Themenkomplexe einfach totschweigen will, weil man weiß das man in Zeiten großer Popularität bei der Argumentation selber oft mal etwas zu subjektiv war und Mist erzählt hat.

    Ewig wird schweigen aber nicht funktionieren und ich würde sagen: Besser jetzt ein paar Abstriche machen als bald so irrelevant zu sein das einen niemand mehr fragt.

  • Da die AfD jetzt und scheinbar noch leider ein paar Tage in einigen Ländern mit am Tisch sitzt und vielleicht bald auch über die Millionen - Zuschüsse für das Event und Entertainment aus der Steuerkasse mit entscheiden kann, muss man sich diese Typen warm halten.

    Wenn´s um Kohle geht, waren die Pfaffen schon immer kreativ und kannten dann keine Moral mehr.

    Hat meine Frau erst kürzlich mit den Evangelen im Raum Sangerhausen erlebt. Gier und reine Abzocke von 2000 € wegen einer Grundbuchkorrektur.

  • Überall hört und liest man, man müsse die AfD "inhaltlich stellen" wenn man dann die Möglichkeit hat, will man sie lieber nicht dabei haben. So schafft man Opfer...

    Man sollte mal aufhören so zu tun als wäre die AfD nur ein "Betriebsunfall" der spätestens in ein paar Jahren vorbei ist. Wegignorieren wäre ja schön, nur mir fehlt der Glaube...

  • Das ist eine absolut übliche Vorgehensweise der katholischen Kirche und zwar schon seit Jahrtausenden. Ob römischer Kaiser, oder nationalsozialistischer Despot, man muss der gefühlt im Kommen liegenden politischen Tendenz frühzeitig klarmachen, dass eine disziplinierte Herde von Gläubigen und die heilige Legimitation des despotierenden für diese, durch dieselbe, unbestreitbare Vorteile für die jeweilige Bewegung hat. Man arrangierte sich mit den Römern, obwohl sie den Sohn des Religionsstifters hinrichtete, man salbte auch wider allen Angaben in den 10 Geboten, noch den absolutischtisten Sonnenkönig. Von diesen Symbiosen lebt der Club und das nicht schlecht, auch bei uns in der ach so säkularen BRD.

  • "Eine Theologen-Initiative warnt vor ´Normalisierung´."

     

    Auweia, Normalisierung!

    Das wäre ja unerhört!

    Wo kämen wir da hin?

  • Auweia - wenn Münz (... ich kenne ihn nicht) jetzt noch was Vernünftiges sagt auf dem Katholikentag (... die AfD besteht ja nicht nur aus braunen Höckes) dann ist der Eklat perfekt!

  • Die haben thematische Sprecher? Sind das nicht bloß Bindestrich-Rassisten? In diesem Fall womöglich der Religionsrassist?

  • Ich bin mir ehrlich gesagt etwas unsicher, ob eine Ausladung richtig wäre, obwohl bei mir jede Form von ethnischer Identitätszuschreibung instinktive Abwehrreflexe auslöst.

     

    Einerseits muss man nicht jedem Mist zuhören. Man wertet die Dummköpfe dadurch nur auf. Andererseits hat Herr Mänz in einem Punkt recht: wenn man einen DITIB-Imam einläd, dann kann man die AfD nicht draußen lassen. Erdogans AKP (die ja das Sagen bei der DITIB hat), ist das türkische Pendant zur deutschen AfD.