Umsonst-„Bild“ am 21. September: Springers Wahlgeschenk
Der Springer-Verlag kündigt an, wieder eine „Bild“ an alle Haushalte zu verteilen. Diesmal zur Bundestagswahl und „parteipolitisch streng neutral“.
BERLIN taz | Allzu viel Positives hatte Springer-Vorstandsboss Mathias Döpfner nicht über die Zeitungssparte seines Hauses zu berichten. Der Umsatz der deutschen Zeitungen (Bild, Welt, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost und Co.) ist im ersten Quartal 2013 im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich gesunken – um knapp zehn Prozent (auf 249 Millionen Euro). Nur das Digitalgeschäft konnte die Bilanz halbwegs retten.
Dennoch wollte Döpfner die Zuhörer bei der Bilanzpressekonferenz nicht ohne gute Nachricht entlassen: Einen Tag vor der Bundestagswahl in diesem Jahr, also am 21. September, wird wieder eine Bild an alle 40 Millionen Haushalte in Deutschland verteilt.
Eine gute Nachricht für die Demokratie sei das. So sieht es Döpfner. Mit der Ausgabe sollen die Bürger zur Beteiligung an der Wahl motiviert werden. Schließlich sei der Gang zum Kreuzchenmachen die wichtigste Teilhabe in unserer parlamentarischen Demokratie.
„Parteipolitisch streng neutral“ soll die Ausgabe werden. Parteien dürfen darin nicht werben. Konzerne schon. Als die Bild 2012 anlässlich ihres 60. Geburtstag eine Jubiläumsausgabe an alle Haushalte schickte, kostete eine ganzseitige Anzeige darin vier Millionen Euro.
250.000 wollten keine Gratis-„Bild“
Damals wehrten sich allerdings viele potenzielle Empfänger gegen das Geschenk. Bei campact füllten rund 250.000 Menschen einen Antrag aus, um die Lieferung der Gratis-Bild von vorneherein auszuschließen. Durch die Verweigerung sollte vor allem der logistische Aufwand für Springer erhöht werden. Der Konzern musste aufwändig sicherstellen, dass auch wirklich kein Verweigerer eine Zeitung bekam. Also wurden den Postboten rote Umschläge in die Hand gedrückt. Addressiert an alle, die keine Bild wollten. Ähnliche Kampagnen dürften auch in diesem Jahr anrollen.
Trotz der Bild-Kampagne spielt der Bereich „Gedruckte Zeitungen“ derweil bei der Axel Springer AG eine immer kleinere Rolle. Bei leicht wachsendem Umsatz des Konzerns (803,6 Millionen Euro) fiel der Gewinn vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) im ersten Quartal 2013 um drei Prozent auf 132,4 Millionen Euro. Die Zeitungen in Deutschland machten davon nur noch 49 Millionen Euro aus. Den größten Teil zum Gewinn trug das Digitalgeschäft bei (knapp 63 Millionen Euro). Auch beim Umsatz und bei den Werbeerlösen hat das Digitale das Printgeschäft bei Springer längst überrundet.
Im Digitalbereich sind nicht die journalistischen Angebote die Zugpferde, sondern Immobilienportale und andere Rubrikengeschäfte im Netz. Dennoch sieht Döpfner die Springer AG natürlich als „Haus des Journalismus“, in dem es nun verstärkt darum gehe den „Zeitungs- und Zeitschriftenjournalismus vom Papier zu emanzipieren“.
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