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Umgang mit invasiven ArtenSchäden durch eingewanderte Arten

Invasive Pflanzen oder Tiere sind eine Gefahr für die Artenvielfalt und verursachen auch finanzielle Schäden. Eine Studie schlägt Lösungen vor.

Ein amerikanischer Sumpfkrebs trägt die Krebspest in sich, an der andre Krebsarten zugrunde gehen Foto: Andreas Arnold/dpa

Chiang Mai taz | Am Montag hat der Weltrat für Biologische Vielfalt (IPBES) einen Sonderbericht zu invasiven Arten vorgestellt. Dieser Bericht wurde wie die Berichte des Weltklimarats (IPCC) zunächst von Wissenschaftlern zusammengestellt, und anschließend haben Vertreter der 143 IPBES-Mitgliedsländer die Zusammenfassung für Entscheidungsträger ausgehandelt: Weltweit sind 37.000 ortsfremde Arten dokumentiert, von denen 3.500 als „invasiv“ gelten.

Das bedeutet, dass bestimmte Pflanzen oder Tiere sich in ihrem neuen Umfeld massiv ausbreiten, etwa weil Fressfeinde fehlen. Und es werden immer mehr: Der IPBES schätzt, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der ortsfremden Arten um ein weiteres Drittel zunehmen wird. Helen Roy, eine der Co-Vorsitzenden der IPBES-Arbeitsgruppe, meint, es kommen noch erschwerende Faktoren hinzu. „Die sich beschleunigende Weltwirtschaft, ausgedehnte Nutzungsänderungen an Land und in den Meeren sowie demografische Veränderungen werden wahrscheinlich zu einer weltweiten Zunahme invasiver Arten führen. Der Klimawandel macht die Situation noch schlimmer.“

Und die Schäden, die invasive Arten anrichten, ebenso: Während sie im Jahr 2000 noch bei rund 10 Milliarden US-Dollar lagen, beliefen sie sich im Jahr 2019 bereits auf 423 Milliarden Dollar. Der Grund für diese massive Zunahme in kurzer Zeit ist das exponentielle Wachstum der Schäden. Diese verfünffachen sich alle zehn Jahre.

Es braucht Regulierungen und Management

Doch das müsse nicht sein, betonen die Autoren: „Die gute Nachricht ist, dass es Regulierungsmöglichkeiten gibt, die wirklich funktionieren“, sagt Anibal Pauchard, ein weiterer Co-Vorsitzender. „Vorbeugung ist absolut die beste und kosteneffektivste Option – aber auch Ausrottung, Eindämmung und Kontrolle.“ Entscheidend ist dabei schnelles Handeln, solange eine ortsfremde Art sich noch nicht allzu sehr verbreitet hat. 88 Prozent der Programme zur Ausrottung von invasiven Arten auf Inseln sind erfolgreich.

Ein solcher Fall ist der Nilbarsch. Dieser wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts im Victoriasee ausgesetzt, dem größten See Afrikas. Dies hat zur Ausrottung von mehreren Hundert Fischarten gesorgt, die nur dort heimisch waren.

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2 Kommentare

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  • So lange es uns nicht gelingt, Lebensräume für die heimischen Arten zu schaffen oder zu erhalten, bleibt für mich der Mensch die größte Gefahr. Samt seiner Haustiere, gern auch invasiv (z. B. Hauskatzen). Artenschutz wird - zumindest bei uns - nach wie vor behandelt wie ein bizarres Hobby einiger weniger Romantiker. Auch hier hieße Schutz, dass der Mensch u. a. mit seinem Flächenverbrauch aufhört, - also Verzicht. Geht gar nicht!

  • Ansiedlung ist sehr natürlich



    Ob Mensch, ob Tier, Virus oder Pflanze, alle folgen dem natürlichsten Ruf überhaupt: dem nach den besseren, nach den idealen Lebensbedingungen. Wo kommen wir denn hin, wenn über Ansiedlung Ja/Nein, ja über Leben und Tod nach Nützlichkeits-Erwägungen entschieden wird? Der unsäglich nutzlose Vorstadt-Wolf würde wohl durch Cobras verdrängt werden, die in unseren Stadtparks die Ratten bekämpfen. Die Natur nimmt sich halt das Recht der Niederlassung inklusive Gentrifizierung überall, und wie beim Menschen auch gern mit technischer Hilfe, wenn sie angeboten wird. Also Finger weg, lasst allen Kreaturen ihren freien Siedlungsraum!