Umgang mit Insolvenzen in Coronakrise: Kohle für die Kleinen
Die Pflicht zur Insolvenzanmeldung soll länger ausgesetzt werden. Das ist gut, kuriert aber nur das Symptom: Pleite bleiben die Betriebe trotzdem.
D er Kapitalismus ist noch mit jedem Virus fertig geworden. Ob Pocken, Polio oder Masern: Diese Masseninfektionen haben ihren Schrecken längst verloren oder sind ganz ausgerottet worden. Auch das Coronavirus wird irgendwann eingehegt, so viel ist sicher. Unsicher hingegen ist bei vielen Unternehmen, wie sie bis dahin überleben sollen.
Je länger die Coronapandemie andauert, desto stärker teilt sich die deutsche Wirtschaft in Verlierer, Durchwurstler – und wenige Gewinner. Die Gewinner sind schnell aufgezählt, es sind vor allem die Onlinehändler. Die Verlierer kennt auch jeder: Kinos, Bars, Messehotels oder Schausteller – alle, die mit Massenveranstaltungen oder Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen zu tun haben.
Bisher halten sich viele Betriebe noch am Leben, indem sie die Soforthilfen der Bundesregierung beantragt haben. Doch oft reichen diese Gelder nicht, um die Verluste auszugleichen. Die Firmen zehren also ihr Eigenkapital auf. Das Ergebnis könnte sein, dass die Coronapandemie zwar irgendwann vorbeigeht – aber leider ein großer Teil der kleineren (Kultur-)Betriebe für immer verschwunden sind.
Die Regierung weiß natürlich auch, dass Pleiten drohen. Daher wird überlegt, die Pflicht für die Insolvenzanmeldung noch länger auszusetzen. Die Schonfrist soll mindestens bis Jahresende ausgedehnt werden. Diese Maßnahme ist richtig, kuriert aber nur das Symptom: Wo kein Geld ist, ist kein Geld. Pleite bleiben die Betriebe trotzdem.
Daher muss es Notgelder für bestimmte Branchen geben. Natürlich wäre es falsch, nach dem „Prinzip Gießkanne“ vorzugehen und blind Gelder an jede Bar auszuzahlen, die einen Antrag stellt. Schwarzarbeit ist in diesem Sektor ja nicht ganz unbekannt. Aber wer vor Corona Gewinn gemacht und ordnungsgemäß Steuern gezahlt hat – der oder die sollte nun unterstützt werden, bis die Pandemie vorbei ist.
Es ist eine Premiere: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik entscheidet der Staat flächendeckend, welche Firmen überleben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!