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Umgang mit Insolvenzen in CoronakriseKohle für die Kleinen

Ulrike Herrmann
Kommentar von Ulrike Herrmann

Die Pflicht zur Insolvenzanmeldung soll länger ausgesetzt werden. Das ist gut, kuriert aber nur das Symptom: Pleite bleiben die Betriebe trotzdem.

Viele Ladengeschäfte haben durch die Coronamaßnahmen Probleme Foto: Stefan Bones/Ipon/imago

D er Kapitalismus ist noch mit jedem Virus fertig geworden. Ob Pocken, Polio oder Masern: Diese Masseninfektionen haben ihren Schrecken längst verloren oder sind ganz ausgerottet worden. Auch das Coronavirus wird irgendwann eingehegt, so viel ist sicher. Unsicher hingegen ist bei vielen Unternehmen, wie sie bis dahin überleben sollen.

Je länger die Coronapandemie andauert, desto stärker teilt sich die deutsche Wirtschaft in Verlierer, Durchwurstler – und wenige Gewinner. Die Gewinner sind schnell aufgezählt, es sind vor allem die Onlinehändler. Die Verlierer kennt auch jeder: Kinos, Bars, Messehotels oder Schausteller – alle, die mit Massenveranstaltungen oder Menschenansammlungen in geschlossenen Räumen zu tun haben.

Bisher halten sich viele Betriebe noch am Leben, indem sie die Soforthilfen der Bundesregierung beantragt haben. Doch oft reichen diese Gelder nicht, um die Verluste auszugleichen. Die Firmen zehren also ihr Eigenkapital auf. Das Ergebnis könnte sein, dass die Coronapandemie zwar irgendwann vorbeigeht – aber leider ein großer Teil der kleineren (Kultur-)Betriebe für immer verschwunden sind.

Die Regierung weiß natürlich auch, dass Pleiten drohen. Daher wird überlegt, die Pflicht für die Insolvenzanmeldung noch länger auszusetzen. Die Schonfrist soll mindestens bis Jahresende ausgedehnt werden. Diese Maßnahme ist richtig, kuriert aber nur das Symptom: Wo kein Geld ist, ist kein Geld. Pleite bleiben die Betriebe trotzdem.

Daher muss es Notgelder für bestimmte Branchen geben. Natürlich wäre es falsch, nach dem „Prinzip Gießkanne“ vorzugehen und blind Gelder an jede Bar auszuzahlen, die einen Antrag stellt. Schwarzarbeit ist in diesem Sektor ja nicht ganz unbekannt. Aber wer vor Corona Gewinn gemacht und ordnungsgemäß Steuern gezahlt hat – der oder die sollte nun unterstützt werden, bis die Pandemie vorbei ist.

Es ist eine Premiere: Erstmals in der Geschichte der Bundesrepublik entscheidet der Staat flächendeckend, welche Firmen überleben.

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Ulrike Herrmann
Wirtschaftsredakteurin
Der Kapitalismus fasziniert Ulrike schon seit der Schulzeit, als sie kurz vor dem Abitur in Gemeinschaftskunde mit dem Streit zwischen Angebots- und Nachfragetheorie konfrontiert wurde. Der weitere Weg wirkt nur von außen zufällig: Zunächst machte Ulrike eine Banklehre, absolvierte dann die Henri-Nannen-Schule für Journalismus, um anschließend an der FU Berlin Geschichte und Philosophie zu studieren. Sie war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Körber-Stiftung in Hamburg und Pressesprecherin der Hamburger Gleichstellungssenatorin Krista Sager (Grüne). Seit 2000 ist sie bei der taz und schreibt nebenher Bücher. Ihr neuester Bestseller heißt: "Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind - und wie wir in Zukunft leben werden". Von ihr stammen auch die Bestseller „Hurra, wir dürfen zahlen. Der Selbstbetrug der Mittelschicht“ (Piper 2012), „Der Sieg des Kapitals. Wie der Reichtum in die Welt kam: Die Geschichte von Wachstum, Geld und Krisen“ (Piper 2015), "Kein Kapitalismus ist auch keine Lösung. Die Krise der heutigen Ökonomie - oder was wir von Smith, Marx und Keynes lernen können" (Piper 2018) sowie "Deutschland, ein Wirtschaftsmärchen. Warum es kein Wunder ist, dass wir reich geworden sind" (Piper 2022).
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