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Umfrage unter Schul­lei­te­r:in­nenGewalt an Schulen nimmt zu

Bedrohungen, Mobbing, sogar körperliche Angriffe: Lehrkräfte müssen mit zunehmender Gewalt an Schulen umgehen. Das zeigt eine Umfrage.

Früher wurde physische und psychische Gewalt und auch Mobbing oft nur als Kavaliersdelikt verstanden Foto: Oliver Berg/dpa

Stuttgart/Berlin dpa | An den Schulen in Deutschland ist Gewalt nach Einschätzungen von Schulleiterinnen und Schulleitern ein wachsendes Problem. Das geht aus einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) hervor, die in Stuttgart vorgestellt wurde. Unter den Begriff Gewalt fielen bei der Befragung körperliche und psychische Gewalt beziehungsweise Formen des Mobbings.

Demnach gaben 60 Prozent der Befragten an, dass körperliche und psychische Gewalt an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren eher zugenommen habe. Einen Rückgang der Gewalt nahmen nur vier Prozent der Befragten wahr. Besonders häufig äußerten Schulleitungen unter 40 Jahren und Schulleitungen von Haupt-, Real- und Gesamtschulen eine Zunahme der Gewalt.

„Der Umgang mit Gewalt hat sich in den letzten Jahrzehnten glücklicherweise verändert. Was früher noch als Kavaliersdelikt verharmlost wurde, wird mittlerweile klar als Gewalt benannt“, sagte der VBE-Bundesvorsitzende Gerhard Brand. Vor allem junge Schulleitungen seien mit diesem Bewusstsein aufgewachsen und gingen sensibler mit dem Thema Gewalt um, so Brand.

Mehr als jede dritte Schulleitung kennt Fälle von körperlichen Angriffen

Viele Schulleitungen berichteten in der Umfrage von Fällen, bei denen Lehrkräfte beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt wurden. Knapp zwei Drittel aller Befragten (65 Prozent) kann sich an einen entsprechenden Fall in den vergangenen fünf Jahren erinnern. An mehr als jeder dritten Schule wurden Lehrkräfte über das Internet bedroht (36 Prozent) oder auch körperlich angegriffen (35 Prozent). Das sind ähnliche Werte wie bei einer Befragung im Jahr 2022.

Psychische Gewalt von Angesicht zu Angesicht übten der Erhebung zufolge vor allem Eltern aus, im Internet waren demnach am häufigsten Schülerinnen und Schüler die Täter. Körperliche Gewalt ging fast ausschließlich von Schülerinnen und Schülern aus.

Für die Erhebung hatte das Meinungsforschungsinstitut Forsa zwischen Mitte September und Mitte Oktober vergangenen Jahres gut 1.300 Schulleitungen bundesweit befragt. Die Ergebnisse sind laut Forsa mit einer Fehlertoleranz von drei Prozentpunkten repräsentativ.

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2 Kommentare

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  • Die Zahlen aus den Bundesländern sind wegen unterschiedlichen Anzeigeverhaltens vielleicht nicht ganz vergleichbar aber Berlin sollte sich schon mal fragen, warum sie fast 4mal so viele Gewaltfälle haben als Sachsen bei weniger Einwohnern. Berlin liegt dabei sogar über den Zahlen von Flächenländern wie BW und Bayern.



    Wir sind extra der Jüngsten wegen vor der Einschulung aus Berlin weggezogen. Meine Tochter spielt jetzt nur noch ungern mit den Cousinen aus Berlin, denn deren "Spiele" sind schon im Grundschulalter für ihre Maßstäbe zu gewalttätig.

    • @Šarru-kīnu:

      Innerhalb von Großstädten ist Gewalt immer ein größeres Problem als auf dem platten Land.



      Wenn schon mit Bayern vergleichen dann mit München, nicht mit Hintertupfingen.