Umfrage bei Deutschen: Vertrauen in die Forschung
Die Deutschen vertrauen überwiegend der Wissenschaft. Für 55 Prozent ist es wichtig, dass die Wissenschaft „nach Regeln und Standards“ funktioniert.
![Ein wissenschaftlich anmutendes Bild einer Mikropipette zur Bearbeitung menschlicher DNA Ein wissenschaftlich anmutendes Bild einer Mikropipette zur Bearbeitung menschlicher DNA](https://taz.de/picture/7357579/14/37025177-1.jpeg)
Auch wenn andernorts die Wissenschaftsskepsis zunimmt, wie in den USA unter ihrem nächsten Präsidenten Trump – die Deutschen hingegen stehen in der Mehrheit weiterhin treu zu ihren Forschern und Hochschullehrern. Das zeigt die jährliche Umfrage des „Wissenschaftsbarometers“, die seit zehn Jahren von den großen deutschen Forschungsorganisationen durchgeführt wird.
Danach gaben 55 Prozent der Befragten in diesem Jahr an, dass sie ein grundsätzliches oder überwiegendes Vertrauen in die Wissenschaft besitzen. Das ist zwar ein minimaler Punkt weniger als im Vorjahr 2023, aber dennoch 5 Prozentpunkte mehr als 2017. Der Höhepunkt der Zustimmung wurde übrigens mit 72 Prozent 2020 im ersten Jahr der Coronapandemie erreicht. Damals konnte mit wissenschaftlicher Hilfe nach nicht mal einem Jahr ein Impfstoff gegen das Virus entwickelt werden.
Von Bedeutung ist auch die Entwicklung auf der Gegenseite, also bei den Menschen, die der Wissenschaft ablehnend gegenüber stehen. Dieser Gruppe gehören nur noch 9 Prozent der deutschen Bevölkerung an – ein starker Rückgang gegenüber dem Vorjahr mit damals 13 Prozent. Gut ein Drittel ist mit ihrem Urteil über die Wissenschaft unentschieden.
Mit gut einem Dutzend Fragen fühlte das Demoskopie-Institut Verian der deutschen Bevölkerung „Wissenschafts-Puls“. Dafür befragte sie repräsentativ eine Gruppe von 1.000 Teilnehmern. Etwa zu ihrem Kenntnisstand von Wissenschaft-News, die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung oder dem Stand der Wissenschaftsfreiheit. Auftraggeber war „Wissenschaft im Dialog“, die gemeinsame Kommunikationsinitiative der deutschen Forschungseinrichtungen.
Neben dem Vertrauen an sich sind insbesondere die dahinterliegenden Gründe interessant. Zwei Drittel gaben als wichtigstes Kriterium an, dass aus ihrer Sicht die Forscher „Experten auf ihrem Feld“ seien. Für 55 Prozent war von Bedeutung, dass in der Wissenschaft „nach Regeln und Standards“, also objektiv, gearbeitet wird. Hingegen war für 43 Prozent vertrauensbildend, dass die Wissenschaftler „im Interesse der Öffentlichkeit forschen“, also nicht nur für ihre eigene Karriere. Vor zwei Jahren waren aber noch 49 Prozent dieser Ansicht. Die Wissenschaft muss daher aufpassen, dass ihr Image der Gemeinnützigkeit nicht weiter schwindet.
Immer mehr glauben, dass die Wissenschaft zu wenig Einfluss auf die Politik habe – wie etwa bei den Gefahren des Klimawandels. Hier explodierten in der Studie quasi die Zustimmungswerte seit 2023 von 34 auf 47 Prozent. Die gegenteilige Position, wonach die Wissenschaft zu großen Einfluss auf die Politik nehme, sank mit 16 Prozent auf einen Tiefpunkt. „Listen to the science“, das alte Motto von Fridays for Future, wird wieder zum Thema.
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