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Umbau des Mauerparks in BerlinVoll behutsame Gentrifizierung

Senat und Bezirk feiern sich dafür, mit der Umgestaltung eines Teils des Mauerparks einen „zum Abenteuerspielplatz“ gewordenen Ort beseitigt zu haben.

Bänderkunde: Bausenator Gaebler, Staatssekretärin Behrendt, Stadträtin Anders-Granitzki und Grün-Berlin-Chef Schmidt (v.l.n.r.) Foto: Josepha Stolz

Berlin taz | Am Eingang zu einer Asphaltfläche an der Schwedter Straße in Prenzlauer Berg wehte ein dunkelgrüner Fahnenaufsteller mit dem Logo „Grün Berlin“. Was wie das Pop-up-Event eines Start-ups für CBD oder Cannabis wirkte, war ein hochoffizielles Ereignis: die Eröffnung des umgestalteten nördlichen Bauabschnitts des Mauerparks.

Für die Feier versammelten sich am Donnerstagnachmittag neben Vertretern der landeseigenen Grün Berlin GmbH Stadtentwicklungssenator Christian Gaebler (SPD), Klima- und Umweltschutzstaatssekretärin Britta Behrendt (CDU) und Pankows Bezirksstadträtin Manuela Anders-Granitzki (CDU) unter einer alten Weide auf dem frisch sanierten Gelände.

Die Neugestaltung des nördlichen Parkteils um das Areal zwischen Birkenhain und „Moritzhof“ ist Teil der Gesamtsanierung des Mauerparks – und vorzeitig abgeschlossen worden. Das zeige, „dass Berlin schnell bauen kann“, sagte Grün-Berlin-Geschäftsführer Christoph Schmidt. Bis 2027 sollen die verbleibenden Bauabschnitte folgen.

Bei der bisherigen Sanierung sei, so Schmidt, der „Innovationsgedanke“ leitend gewesen – etwa durch die Ansiedlung klimaresilienter Bäume. Ein Teil davon wird in diesem Herbst gepflanzt. Mit Steinen begrenzte Quadrate im Asphalt weisen bereits auf sie hin. Bereits vorhandene Bäume wurden mit einem Schutz versehen, der sie vor äußeren Einflüssen schützen soll.

Ein Park für alle?

5 Millionen Euro hat die Sanierung des ersten Bauabschnitts gekostet. Insgesamt stehen für den Umbau des Mauerparks rund 16 Millionen Euro aus dem Programm „Zukunft Stadtgrün“ der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung zur Verfügung.

Folgt man CDU-Staatssekretärin Behrendt, ist der jetzt fertiggestellte Parkabschnitt „nicht nur ein klimaresilienter Ort, sondern auch ein inklusiver“. Darauf sei sie besonders stolz. Sie meint damit den neuen Spielplatz, der auf Inklusivität ausgerichtet ist.

„Der Mauerpark verbindet Lebenswelten zwischen Ost und West und die unterschiedlichen sozialen Schichten, die drumherum wohnen“, erklärte SPD-Senator Gaebler zur Feier des Tages das Offensichtliche. Um dann Überraschendes zu Protokoll zu geben: „Das ist das Besondere an Berlin: Verschiedene Lebenswelten werden nicht auseinanderghettoisiert.“

Im Westen grenzt der Parkabschnitt zwar an Wedding, liegt aber unmittelbar vor der Haustür des neuen Wohnquartiers „So Berlin – Wohnen am Mauerpark.“ Im Osten schließt er wiederum an das durchgentrifizierte Prenzlauer Berg an. Auf beiden Seiten sind die Mieten alles andere als erschwinglich. Der Parkabschnitt scheint also vor allem Menschen zu verbinden, die es sich leisten können.

Ende der Abnutzung

Nach Ansicht von Grünanlagen-Stadträtin Manuela Anders-Granitzki war der Mauerpark „unfreiwillig zum Abenteuerspielplatz geworden“. Die Fläche sei so abgenutzt gewesen, „dass der Bezirk nicht hinterhergekommen ist“. Jetzt sehe das anders aus. Die CDU-Bezirkspolitikerin freut sich, dass sich im Norden des Parks endlich wieder Familien erholen könnten. Denn es gebe ja „ganz unterschiedliche Gründe, den Mauerpark aufzusuchen“.

Dass beim Umbau auf die etablierten Nutzungen und die umgebenden Kieze Rücksicht genommen werde, sei zentrales Ziel des Mauerpark-Projekts. Das sei, findet Anders-Granitzki, geglückt: „Wir Pankower erkennen unseren alten Mauerpark wieder. Das war uns ganz wichtig.“

Die rund 12.000 Quadratmeter seien daher auch nicht irgendwie, sondern „behutsam“ saniert worden. Die Worte Achtsam- und Behutsamkeit betonen Gaebler, Behrendt, Anders-Granitzki und Christoph Schmidt von Grün Berlin besonders häufig – bevor sie gemeinsam ein grünes Band durchschneiden.

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3 Kommentare

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  • Der Stadtteil heißt "der Wedding", somit muss es heißen "grenzt an den Wedding", nicht "an Wedding". Und da man sagt "Ich wohne im Prenzlauer Berg", heißt es offensichtlich "der", nicht "das Prenzlauer Berg".

    • @blutorange:

      "Und da man sagt "Ich wohne im Prenzlauer Berg", heißt es offensichtlich "der", nicht "das Prenzlauer Berg".

      Es ist zwar richtig, dass es >>der >im>im im Boot... der Wagen -> im Wagen).

      Beim Wedding haben Sie wiederum nur teilweise Recht. Während das Genus des Prenzlauer Bergs vom Berg stammt (analog zu dem Neutrum des Reinickendorfs, welches niemand benutzen würde weil es so schräg klingt), ist der Wedding nur qua Konvention männlich. Die Konventionen bestimmen auch das Eliminieren der Genera. Charlottenburg müsste z.B. weiblich sein, hat aber kein Genus (aus eben diesen sprachpragmatischen Gründen). Es ist durchaus üblich zu sagen, xyz grenzt an Charlottenburg. Es ist zwar eleganter bei vorhandenem Genus auch dieses zu reflektieren und "an den Wedding" zu schreiben aber es ist keineswegs klar, dass es obligatorisch ist.

      • @Chris Demian:

        Ist doch der zweite Absatz meiner Antwort verstümmelt worden. Es sollte heißen:

        Es ist zwar richtig, das der Prenzlauer Berg männlich ist, doch kann man es nicht aus dem "im" in der Phrase "im Prenzlauer Berg" herleiten. Dieses "im" ist im Dativ sowohl bei den Neutra und Maskulina gleich. Siehe: das Boot — im Boot... und zugleich, der Wagen — im Wagen.