piwik no script img

Ultrakonservativer Kongress in VeronaSponsoring für Rechte

Prosecco-Keltereien, Käse-Fabrikanten, Iberia: Die Liste von Finanziers einer rechten Konferenz zu Familienpolitik liest sich illuster.

Feministischer Protest gegen den World Congress of Families Foto: reuters

Im italienischen Verona kommen Ende April diesen Jahres rechte Akteure und Antifeministen beim World Congress of Families (WCF) zusammen. Auf der Agenda: Förderung der „natürlichen Familie“ und „Schutz des ungeborenen Lebens“. Rechte von Frauen und LGBT werden offen zur Disposition gestellt.

Starredner ist der Italienische Innenminister Matteo Salvini. Vor Ort sind auch Vertreter der Ungarischen Fidesz und der französischen Rassemblement National, hochrangige Trump-Unterstützer und russische Politiker. Zu den Gästen aus Deutschland gehören die katholische Aktivistin Gloria von Thurn und Taxis, der Chefredakteur des AfD-Blattes „Deutschland-Kurier“ David Bendels und Maximilian Krah, AfD-Kandidat für das EU-Parlament.

Wer finanziert solch ein Familientreffen der Nationalisten? Zu den Sponsoren des Events gehört Villa Sandi, einer der größten Prosecco-Exporteure, der etwa die USA, Großbritannien und Deutschland beliefert. Auch Brazzale, das nach eigenen Angaben größte Moltkereiunternehmen Italiens, bekannt für den Käse Gran Moravia, trat als Sponsor auf.

Recherchen der britischen Medienplattform openDemocracy zeigen nun, dass der World Congress of Families schon in der Vergangenheit von einer Reihe von Großkonzernen unterstützt wurde. Etwa von spanischen Fluggesellschaft Iberia und dem polnischen Mineralölunternehmen Orlen, das Tausende Tankstellen in Polen, Tschechien, Deutschland und Litauen betreibt. Auch einige Lebensmittelunternehmen haben die Konferenz der Rechten schon unterstützt: Etwa Shamrock Foods, das von „Forbes“ mit einem Milliardenumsatz als das größte familiengeführte Molkereiunternehmen im Südwesten der Vereinigten Staaten bezeichnet wird.

„Ausgerechnet jene Großkonzerne, die uns ihre Kost täglich alternativlos servieren, wollen uns eine Suppe einrühren, die für jede Frau und jeden aufgeklärten Mitbürger nur schwer zu verdauen ist“, kommentiert Sarah Wiener, die für die Grünen ins EU-Parlament einziehen will. Sowenig wie ich genormte, schwerstverarbeitete Nahrungsmittel essen möchte, sowenig will ich unverdauliche Geisteskost“, sagte die Starköchin.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

4 Kommentare

 / 
  • Man könnte auf die Idee kommen, dass die großen Vermögen ein Interesse an einem heftigen Rechtsruck haben. Obwohl schon die strategisch eingesetzten Finanzspritzen und Institutsgründungen der Kochs und Mercers und DeVos und der anonymen AfD-Spender in dieselbe Richtung wiesen, ist dem noch nicht in der Härte nachrecherchiert worden, die das Thema verdient.

    Meine Vermutung: seit der Bankenkrise ging ihnen der Stift, dass sich ihr obszöner Reichtum und das ihn fördernde Rechtsgefüge nicht mehr allzu lange rechtfertigen lassen würden. Und was wäre besser geeignet, „linke“ Ideen auszubremsen, als eine erzwungene Auseinandersetzung mit gekauften Rechtsradikalen, die, wenn sie Erfolg haben, auch noch Ergebnisse liefern?

    • @Volker Maerz:

      Der Reichtum und das Rechtsgefüge, das ihn schützt, werden derzeit nirgends politisch in Frage gestellt oder haben Sie da konkrete Hinweise?

      Die genannten Familien stehen seit Urzeiten dem eher aggressiven Rechtsspektrum fördernd und lenkend nahe. Deshalb halte ich das für eine Charakterfrage.

      • @Sven2000:

        Die Bankenkrise hatte den Blick dafür geschärft, dass nur Verluste sozialisiert werden und in mindestens 4 Staaten der EU dafür gesorgt, dass Parteien mit linken Programmen gewählt wurden. Occupy Wall Street? Indignados? Syriza? Vergessen?

  • Kann man die Liste mit Financiers irgendwo einsehen? Auf der offiziellen Sponsorenseite tauchen sie nicht auf.