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Ukraine-Resolution im UN-SicherheitsratDie Ukraine braucht Trump

Dirk Eckert
Kommentar von Dirk Eckert

Im UN-Sicherheitsrat schlägt sich Donald Trump auf die Seite Russlands. Trotzdem kann die Ukraine nur auf das Wohlwollen der USA hoffen.

Will nicht das Beste für die Ukraine, sondern für die USA: US Präsident Donald Trump Foto: Nathan Howard/reuters

D er neue Kurs der USA unter Donald Trump gegenüber der Ukraine und Russland schlägt sich jetzt bei UN-Abstimmungen nieder. Im Sicherheitsrat legte die US-Regierung eine Russland genehme Resolution für ein „rasches Ende“ des Krieges vor, bei der sich europäische Nato-Verbündete enthielten. In der Vollversammlung haben die USA gemeinsam mit Russland, Nordkorea und Belarus gegen die Ukraine gestimmt. Jetzt ist das Entsetzen groß. Hat Trump das wirklich getan? Er hat.

Aber es gibt ein größeres Problem: Die Ukraine ist nach wie vor auf die USA angewiesen. Ihre militärische Lage ist schlecht, der russische Abnutzungskrieg zermürbt das Land stückchenweise. Luftangriffe zerstören die kritische Infrastruktur, es fehlt an Soldaten, an der Front nimmt Russland langsam, aber stetig Dorf um Dorf ein. Die kleinere Ukraine ist dem größeren Russland strukturell unterlegen.

Putin weiß das, deshalb zeigt er heute wenig Interesse an Verhandlungen mit Kyjiw. Nur der US-Präsident kann ihn jetzt noch an den Verhandlungstisch bringen. Denn die USA können Russland etwas bieten: gute Beziehungen zur westlichen Welt. Für die Ukraine bleibt dabei nur zu hoffen, dass Trump das Beste für sie herausholt. Allerdings hat der in den vergangenen Tagen mehr als deutlich gemacht: Er will nicht das Beste für die Ukraine, sondern für die USA: seltene Erden, Öl und „alles, was wir kriegen können“, wie er in aller Offenheit sagte.

Gut, es war klar, dass die USA die Ukraine am Ende nicht für nichts unterstützen. Aber unter Joe Biden wurden solche imperialen Ambitionen nicht derart offen rausposaunt. Das ist unter Trump anders. Der hat da keine Hemmungen. Gut möglich, dass am Ende der Verhandlungen zwischen Trump und Putin ein Deal steht, bei dem es vor allem um die Aufteilung der ukrainischen Rohstoffe zwischen Russland und den USA geht. Es hätte nicht so kommen müssen. Hätte man alles darangesetzt, den Krieg frühzeitig durch Verhandlungen zu beenden, dann stünde die Ukraine jetzt nicht so da – mit Donald Trump als ihrem Anwalt.

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Dirk Eckert
Redakteur
Nachrichtenchef und Chef vom Dienst (CvD) im Regie-Ressort der taz.
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4 Kommentare

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  • ""Hätte man alles darangesetzt, den Krieg frühzeitig durch Verhandlungen zu beenden, dann stünde die Ukraine jetzt nicht so da – mit Donald Trump als ihrem Anwalt.""

    ===

    Frage: Durch was ist die Argumentation von Dirk Eckert begründet der ableitet ""das nicht frühzeitig""verhandelt wurde ?

    Der russische Krieg gegen die Ukraine begann mit der Annexion der Krim und dem Krieg im ukrainischen Donbas im März/



    April 2014. Das bedeutet: Seit 2014 wurde über den ukrainisch-russischen Konflikt verhandelt - zunächst im Normandie Format die später in die sogenannten Minsk II Verhandlungen mündeten.

    Putin hat dann 2022 Minsk II einseitig als gescheitert erklärt als Begründung für den russischen Frontalangriff am 24.Februar - der begleitet wurde bis heute von sehr vielen Initiativen Gespräche mit Putin aufnehmen zu wollen.

    Die Argumentation von Eckert bildet nicht nur nicht die Realität ab sondert verschleiert darüber hinaus die Motivation und Ziele Putins diesen agressiven imperialen Angriffskrieg unbedingt -- koste was es wolle --- führen zu wollen.

  • Zitat: "Hätte man alles darangesetzt, den Krieg frühzeitig durch Verhandlungen zu beenden, dann stünde die Ukraine jetzt nicht so da"

    Steile These. Weder Verhandlungen noch Diplomatie wirkte bei Putin.



    Einzig, wenn Waffen auf Moskau fallen, der Kreml gestürzt und Putin vor ein Kriegsverbrechertribunal gestellt wird. Nur das hätte die Ukraine gesichtert.

  • "Hätte man alles darangesetzt, den Krieg frühzeitig durch Verhandlungen zu beenden, dann stünde die Ukraine jetzt nicht so da"

    Das ist in diesem Medium eine recht späte Erkenntnis. Bisher ist mir nicht aufgefallen, dass entsprechende Stimmen hier im redaktionellen Teil überhaupt zu Wort gekommen wären.

  • "Aber unter Joe Biden wurden solche imperialen Ambitionen nicht derart offen rausposaunt." Ja nicht rausposaunt aber am Ende genauso gemacht. Ein Blick in die außenpolitische Geschichte der USA und man sieht sehr schnell, dass dies absolut nichts neues ist und das jetzt alle so schockiert tun unehrlich ist. Wenn es um geopolitische und wirtschaftliche Interessen ging, hieß es schon immer "America first" und die Mittel die dafür eingesetzt wurden waren bisweilen auch brutal und die Europäer haben entweder geschwiegen oder mitgemacht. Jeffrey Sachs hat gerade erst im EU Parlament dazu eine Rede gehalten: The Geopolitics of Peace.



    Das Problem ist nur das es diesmal eben nicht ein Land aus dem globalen Süden trifft, dann würden sich die Europäer bestimmt nicht aufregen. Und wie stark die Unterstützung für die Ukraine in Europa ist, hat man ja an den Stimmenthaltungen im Sicherheitsrat gesehen. Das ist doch die eigentliche Schande. Was Trump gemacht hat, hätte man spätestens nach seinem Wahlsieg erahnen können und sich vorbereiten müssen. Es wird endlich Zeit den Sicherheitsrat in seiner jetzigen Form abzuschaffen, eigentlich hätte er nie in dieser Form existieren dürfen.