Ukip-Chef Nigel Farage: Der ewige Außenseiter
Seine Gegner auf sein Niveau herunterzuholen und sich damit Respektabilität zu verschaffen – das ist die Spezialität von Ukip-Chef Nigel Farage.
Es war ein Auftritt, wie ihn Nigel Farage liebt. „Die meisten von Ihnen sind noch nie einer geregelten Arbeit nachgegangen“, erläuterte der Chef der britischen United Kingdom Independence Party (Ukip) seinen Abgeordnetenkollegen im Europaparlament am Dienstag. Es folgte Tumult, und Parlamentspräsident Martin Schulz bedeutete Farage, er möge nicht „von sich auf andere schließen“. Seine Gegner auf sein Niveau herunterzuholen und sich damit Respektabilität zu verschaffen – das ist Farages Spezialität.
Für den 52-Jährigen ist der Sieg des Brexit die Krönung seines Lebenswerks. Als der gelernte Rohstoffhändler 1993 mit Gleichgesinnten Ukip als rechtes Anti-EU-Sammelbecken gründete, merkte das kaum jemand. Aber nachdem Farage 2006 Parteichef wurde und Rentner und Benachteiligte ansprach, ging es steil nach oben.
Farage einfach als Rechten abzutun, greift zu kurz: Am meisten Zulauf hat Ukip derzeit von enttäuschten Labour-Wählern. Im Europaparlament sitzt sie zusammen mit Grillos italienischer Fünf-Sterne-Bewegung. Farage sieht sich als Bannerträger eines Volksaufstands gegen das Establishment. Sein legendäres Trinkvermögen und seine Eloquenz machen Farage mal zum leutseligen Unterhalter, mal zum nervigen Tresen-Langweiler.
Aus ständigen Niederlagen – nie ist es ihm gelungen, einen Parlamentswahlkreis zu erobern – zieht er seinen Status als ewiger Außenseiter. Mehrere schwere Gesundheitskrisen haben ihm ein dickes Fell wachsen lassen; in der eigenen Partei hat er viele Figuren mit seinem beratungsresistenten Führungsstil verprellt.
Bei der Europawahl 2014 kam Ukip mit 27 Prozent auf Platz eins. Von da bis zum Sieg beim EU-Referendum war es ein kurzer Weg. Aber sogar im Brexit-Wahlkampf blieb Farage Außenseiter: Die offizielle Anti-EU-Kampagne „Vote Leave“ wollte ihn nicht. Dafür trat Farage in der Abstimmungsnacht als einziger Sieger vor die Kameras.
Und nichts freut ihn mehr, als wenn Europapolitiker wie Martin Schulz ihn beschimpfen. Dann dreht er zu Höchstform auf, wie am Dienstag: „Früher protestierte Ukip gegen das Establishment. Jetzt protestiert das Establishment gegen Ukip. Es ist etwas passiert.“
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