Uefa-Urteil über Kroatien: Glimpflich davon gekommen
Der kroatische Verband wurde zu einer hohen Geldstrafe verdonnert. Der Turnierausschluss droht Rakitic und Co. aber nicht.
Bei der Partie gegen Tschechien (2:2) am Freitag in Saint-Etienne waren zahlreiche kroatische Fans mit dem Zünden von Feuerwerkskörpern, Raketen und rassistischem Verhalten aufgefallen. Außerdem hatten sie sich untereinander wüste Schlägereien geliefert, worauf die Partie vom Schiedsrichter sogar für vier Minuten unterbrochen worden war. Zuvor waren auch mehrere Gegenstände auf den Platz geworfen worden.
Viele Beobachter hatten ein deutlich härteres Urteil gegen die Kroaten erwarten. Vor allem, weil Kroatien aus Sicht der UEFA ein Wiederholungstäter ist. Bereits mehrfach war der HNS allein seit Beginn der EM-Qualifikation im Herbst 2014 wegen ähnlicher Delikte seiner Fans bestraft worden. Unter anderem hatte es bereits Zuschauerausschlüsse, Geldstrafen und sogar einen Punktabzug in der EM-Qualifikation gegeben.
Zum anderen war Russlands Verband für ähnliches Fehlverhalten seiner Anhänger beim Spiel am 11. Juni gegen England deutlich härter bestraft worden. Die Russen spielen seitdem nur noch auf Bewährung und könnten bei einer Wiederholung der Ausschreitungen vom Turnier ausgeschlossen werden. Außerdem war gegen sie eine noch höhere Geldstrafe von 150. 000 Euro verhängt worden.
Danach war spekuliert worden, dass den Kroaten eine ähnliche Strafe drohen könnte. Am Dienstag tritt Kroatien gegen Spanien zu seinem letzten Gruppenspiel in Bordeaux an.
Hakenkreuz im Rasen
Erst im vergangen Sommer war es vor dem EM-Qualifikationsspiel Kroatiens gegen Italien in Split zu einem Skandal gekommen. Unbekannte hatten ein Hakenkreuz in den Rasen des Stadions gebrannt. Auch bei zwei Freundschaftsspielen im März waren diskriminierende Gesänge zu hören gewesen.
Der kroatische Verband schämt sich seit langem für das Verhalten seiner vermeintlichen Fans. Trainer Ante Cacic hatte die Vorfälle in Saint-Etienne als „Schande vor den Augen ganz Europas“ verurteilt. „Ich nenne das eine Art von Terror“, sagte er.
Am Samstag hatte sich auch der kroatische Verband dann ganz offiziell „bei allen Zuschauern in Saint-Etienne, bei den übertragenden Fernsehsendern und beim Nationalteam der Tschechischen Republik für das Verhalten dieser Hooligans“ entschuldigt. Eine Reaktion auf das aktuelle Urteil gab es zunächst nicht.
Einen Ausschluss hat es während einer Fußball-EM noch nie gegeben. England war 2000 wegen Ausschreitungen in Belgien ebenfalls mit einer Warnung belegt worden.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Trump und die Ukraine
Europa hat die Ukraine verraten
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Gerhart Baum ist tot
Die FDP verliert ihr sozialliberales Gewissen
Mitarbeiter des Monats
Wenn’s gut werden muss