Übernahmeschlacht: VW rast mit Porsche

VW soll mit dem Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch 49 Prozent am Porsche-Sportwagengeschäft erhalten. Unklar ist, wie viel dieser Einstieg bei Porsche VW kosten soll.

Bald unter neuem Firmenmantel: Porsche. Bild: ap

Im monatelangen Kampf um die Macht in einem gemeinsamen Konzern von VW und Porsche zeichnet sich ein Ende ab. Mehrere Zeitungen berichten, die Eigentümerfamilien von Porsche hätten sich darauf verständigt, dass VW und Porsche einen gemeinsamen Konzern bilden. VW, mit dem Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch an der Spitze, solle 49 Prozent am Porsche-Sportwagengeschäft erhalten. Unklar ist allerdings, wie viel dieser Einstieg bei Porsche VW kosten soll.

Zuletzt hatte VW 4 Milliarden Euro geboten. Wiedeking wollte ursprünglich mit Porsche den 15-mal größeren Autokonzern VW übernehmen, nun muss er offenbar einen Einstieg von Volkswagen in seinem Unternehmen zulassen. Sollte es dazu kommen, dürfte sich Wiedeking nicht an der Porsche-Spitze halten können. Am 23. Juli soll es in Stuttgart zu getrennten Sitzungen der Aufsichtsräte von Porsche und VW kommen, auf denen über die gemeinsame Zukunft entschieden werden soll.

Die Eignerfamilien Porsche und Piëch seien "absolut nicht zufrieden" mit Porsche-Chef Wiedeking und Finanzvorstand Holger Härter, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf eine mit der Situation vertraute Person. Porsche-Sprecher Albrecht Bamler sagte, dem Unternehmen sei nicht bekannt, dass sich die Familien bereits auf ein Konzept geeinigt hätten. Ein VW-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren. Porsche-Betriebratschef Uwe Hück sagte, Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche habe ihm sein Wort gegeben, dass noch keine Entscheidung gefallen sei. Zu Spekulationen um Wiedekings Zukunft sagte Hück: "Er bleibt im Amt." Wiedeking erfülle seinen Vertrag bis zum Jahr 2012. Hück organisierte bereits eine Unterschriftensammlung von Porsche-Mitarbeitern, mit denen für die Eigenständigkeit des in Stuttgart-Zuffenhausen ansässigen Sportwagenherstellers geworben wird.

Während die Porsche-Pläne in Stuttgart begrüßt wurden, stießen sie in der Wolfsburger VW-Belegschaft auf klare Ablehnung, weil Wiedeking das VW-Mitbestimmungsmodell abschaffen wollte. Die VW-Belegschaft dürfte mit der sich abzeichnenden Lösung des Konflikts, in der VW die Oberhand behält, deshalb auch zufrieden sein. Für eine solche Interpretation der Lage spricht auch, dass sich VW-Betriebsratschef Bernd Osterloh mit Interviews derzeit zurückhält, während Porsche-Betriebsratschef bereits im Fernsehen herumpoltert und Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff (CDU) attackiert. Niedersachsen ist mit 20 Prozent an VW beteiligt und sichert sich durch das VW-Gesetz ein Vetorecht bei Konzernentscheidungen.

Seit 2005 versucht Porsche, Einfluss bei VW zu gewinnen. Zunächst wollen die Stuttgarter nur 20 Prozent; Schritt für Schritt kaufen sie aber weitere Anteile an VW - wofür sie immer größere Schulden aufnehmen, für die Zinszahlungen fällig werden. Weil Porsche deshalb offenbar bis zum Hals im Wasser steckt, rückt das Unternehmen im Mai dieses Jahres von seinem Übernahmeplan ab. Bei einem Krisengipfel einigen sich die zerstrittenen Porsche-Eigentümerfamilien Piëch und Porsche auf einen Zusammenschluss mit VW, um die durch die Schulden entstandene Finanzlücke zu schließen. Damit beginnt der Kampf um den Einfluss in dem neuen Konzern. Um seine Position zu stärken, sucht Porsche neue Finanziers. Bei der staatlichen KfW-Bank scheitern die Stuttgarter, das Emirat Katar ist jedoch interessiert. Nach der jetzt offenbar im Raum stehenden Variante sollen die Scheichs aber nicht bei Porsche, sondern in einem VW/Porsche-Konzern einsteigen. Im Gesamtkonzern hätten dann drei Parteien das Sagen: die Porsche-Eignerfamilien, das Land Niedersachsen und das Emirat Katar.

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