: Übernahme der Weltherrschaft
■ Es heugelt gar sehr: Wie Klaus Heugel trotz aller Verfehlungen doch noch Oberbürgermeister von Köln werden kann
Klaus Heugel – wir erinnern uns – musste kürzlich bekennen, dass er sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der Kölner Stadtwerke für ein 15.000-Mark-Aktiengeschäft missbraucht hatte. Das war schlimm für ihn, weil er daraufhin gezwungen wurde, seine Kandidatur für das Amt des Kölner SPD-Oberbürgermeisters niederzulegen; das ist schlimm für die SPD, weil es ihr nach der Aufgabe ihres bisherigen Spitzenkandidaten nicht erlaubt war, einen neuen Kandidaten zu benennen: Gemäß dem nordrhein-westfälischen Kommunalwahlrecht war die Frist abgelaufen.
Heugels Name wird also am kommenden Sonntag trotz allem auf dem Stimmzettel – oder besser: auf dem Bildschirm des in Köln eingesetzten Wahlcomputers – stehen. Und dennoch dürfte nach 430 Jahren erstmals wieder kein Sozialdemokrat Köln regieren, sondern Harry Blum von der CDU oder Anne Lütkes von den Grünen.
Wie gesagt: „dürfte“. Die taz-Wahrheitkommission hat nämlich beschlossen, Schröder, Müntefering, Clement und Co. Schützenhilfe zu gewähren. Die Vollversammlung fand einen Weg, Heugel wählbar zu machen. Sie delegierte einen in Köln ansässigen Kollegen, in die SPD einzutreten und anschließend beim Kölner Einwohnermeldeamt die Anerkennung seines Künstlernamens zu erwirken: „Klaus Heugel“. Ein relativ leicht zu bewerkstelligender Vorgang, da für einen Eintrag in der Zeile „Ordens- oder Künstlername“ lediglich eine Bescheinigung des Arbeitgebers notwendig ist; keine dreiseitigen Anträge, keine notariell beglaubigte Urkunde.
Die Bescheinigung war rasch ausgestellt. Und obwohl der Kollege nach eigenem Bekunden „lieber mit Edmund Stoiber eine zehntägige Angeltour unternehmen würde, als mit Schranzler Schröder und Schnulli Scharping in einer Partei zu sein – und das auch noch unter dem Pseudonym 'Klaus Heugel‘ “, hatte ihn die taz-Wahrheitkommission bald zum nächsten Schritt gezwungen, dem Besuch des Einwohnermeldeamts.
In einem Protokoll hatte sie niedergelegt, dass in diesem Fall auf das Schicksal eines Einzelnen „keine Rücksicht genommen werden könne, da die Interessen der Mehrheit einfach überwiegen“ (siehe nebenstehenden Kasten). Diese Aktion sei der erste Schritt auf dem nur noch kurzen Weg zur Übernahme der Weltherrschaft.
Als nächstes werde ein Kollege gesucht, der Bodo Hombach wird. Neben angenehmer Windigkeit sei die einzige Voraussetzung für diesen Posten, dass er aussehe wie eine Mischung aus Boris Jelzin und Wim Thoelke.
Jens Halberbock
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