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Übernachtung mit Widerstand

Investor beharrt auf Hotel im Wasserturm / Wider alle politische Vernunft will Verwaltung Bauantrag genehmigen  ■ Von Heike Haarhoff

Das Schanzenviertel bereitet die Schlacht um den Wasserturm im Sternschanzenpark vor: „Sie brauchen kugelsichere Fenster. Weder die Autonomen noch die anderen Leute im Stadtteil werden zulassen, daß Sie in dem Turm ein Hotel unterbringen“, drohten rund 50 AnwohnerInnen am Montag abend und in aller Öffentlichkeit dem Münchner Investor Joachim-Ernest Storr. Doch der hält auch nach der hitzigen Kerngebietsausschuß-Sitzung (KGA) an seinen umstrittenen Hotel-Plänen in dem denkmalgeschützten Gemäuer fest.

Entgegen der einhelligen grün-rot-schwarzen Forderung, den Bauantrag zurückzuziehen, beharrt Storr auf seinem Antrag. Das politisch favorisierte, weil stadtteilverträglichere Konzept für ein Naturkunde-Museum (taz berichtete) wird zwar anstandshalber noch bis Ende Oktober auf Finanzierbarkeit hin geprüft. Doch die genehmigende Bauprüfabteilung hat bereits durchblicken lassen, sich dem politischen Willen notfalls auch zu widersetzen: Der Hotelnutzung, so Leiter Horst Ciesinski, stehe „planungsrechtlich nichts im Wege“.

Aus dem fernen Bayern war Wasserturm-Eigentümer Joachim-Ernest Storr höchstselbst an die Elbe geeilt. Denn sein rein kommerzielles Hotel-Konzept – mit 180 Zimmern – widerspricht allen Vereinbarungen, zu denen sich der Investor 1990 beim Kauf des 60 Meter hohen Monuments verpflichtete: Achtung des Denkmalschutzes und „vor allem“, daran erinnert sich GAL-Fraktionschef Heinz Bauske „ganz genau“, eine mindestens 50prozentige öffentliche Gebäudenutzung.

Büros und Räume für Stadtteilgruppen waren im Gespräch. „Alles andere“, wundert sich der KGA-Vorsitzende Dieter Schütt (SPD), „hat uns die Verwaltung damals als baurechtlich unzulässig dargestellt“. „Die Rechtsauslegung hat sich geändert“, entgegnet Bauprüfer Ciesinski sechs Jahre später lapidar. Im übrigen, das stellt sich jetzt heraus, versäumte es die Politik damals, Storrs Versprechen rechtsverbindlich abzusichern.

„Unser jetziges Konzept weicht deutlich von dem ab, was wir zugesagt haben“, entschuldigte sich Storr denn auch. Aber: „Alles andere ist nicht finanzierbar.“ Sämtliche Betreiber-Interessenten, darunter Greenpeace, seien abgesprungen. Um aber den rottenden, bereits 1961 stillgelegten Turm zu „retten“, solle hier 1998 eine französische Hotelkette ein Haus „der mittleren Preisklasse“ (160 Mark pro Zimmer) eröffnen. „Das ist politische Erpressung“, kommentierte ein Zuschauer im KGA.

Weil der Park für den Autoverkehr gesperrt ist, müßten die Hotel-Gäste über einen Tunnel ab Sternschanzenstraße unterirdisch den Park durchqueren, um so in das zweite Untergeschoß zu gelangen. Dort sei die Rezeption geplant, darüber Konferenzräume und ein Restaurant samt Küche. Oberhalb der vierten Ebene soll es nur noch Zimmer geben. Ob die wohl für die vielen Obdachlosen aus dem Stadtteil seien, fragte das Publikum zynisch.

Hamburgs Denkmalschützern graust davor, daß bei der Hotelnutzung „bedauerlicherweise“ die riesigen Wasserschüsseln aus dem Turm-Innern verschwinden und die äußere Fassade großzügig durchfenstert würde. Die AnwohnerInnen plagen andere Sorgen: Wie, fragen sie erbost, ist ein schniekes Hotel inmitten der Drogenszene rund um den Schanzen-S-Bahnhof möglich? Wieso soll hier private Profitgier befriedigt werden, wenn der Bedarf nach sozialen Einrichtungen überwiegt? „Die Grünfläche muß in einen Familien-Park zurückverwandelt werden“, entgegnet der offensichtlich Hamburg-unkundige Storr naiv. Die Deutsche Bahn AG hat bereits „verstärkte Kontrollen“ rund um den S-Bahnhof angekündigt.

Über einen Joker verfügen die Politiker noch, wollen sie den sozialen Frieden im Viertel retten: Für den geplanten Tunnelbau ist Storr auf ein städtisches Grundstück angewiesen. „Und auf Flächen-Verkauf besteht bekanntlich kein Rechtsanpruch“, so KGA-Chef Schütt spitz.

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