Übergangsregierung in der Türkei: Kurdenminister treten zurück
Die erste Beteiligung einer Kurdenpartei an einer türkischen Regierung ist wieder Vergangenheit. Beide HDP-Minister haben ihr Amt niedergelegt.
Europaminister Ali Haydar Konca und Aufbauminister Müslum Dogan warfen der Regierung von Ministerpräsident Ahmet Davutoglu vor, aus wahltaktischen Gründen die Spannungen zwischen Türken und Kurden im Land anzuheizen.
Konca sprach von einer „höllischen“ Lage besonders in den Städten des Kurdengebiets. Die Regierung habe eine „Logik des Kriegs“ in Gang gesetzt.
Damit endete die erste Regierungsbeteiligung einer Kurdenpartei in der Türkei nach nur 26 Tagen. Laut Medienberichten wird Davutoglu die vakanten Ministerposten mit unabhängigen Persönlichkeiten besetzen, die seiner Regierungspartei AKP nahe stehen.
Hunderte Tote
Davutoglu hatte die beiden HDP-Minister ins Kabinett aufgenommen, weil die Verfassung vor der Parlamentsneuwahl am 1. November eine Allparteienregierung vorsieht. Die beiden anderen Oppositionsparteien, die säkularistische CHP und die rechtsnationale MHP, verzichteten von sich aus auf eine Beteiligung an der Regierung.
Die türkische Regierung geht seit Juli mit verstärktem militärischem Druck gegen die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) vor, die im Juli mit neuen Anschlägen auf die Sicherheitskräfte begann. Mehrere hundert Menschen fielen seither der Gewalt zum Opfer.
Kritiker werfen Davutoglu und Präsident Recep Tayyip Erdogan vor, die Spannungen in der Hoffnung anzuheizen, der AKP nationalistische Wähler zuzutreiben. Im Gegenzug kritisieren Davutoglu und Erdogan die HDP als Handlanger der PKK.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?