„Uber Files“ und Medien: Gekaufte Meinung?
Die „Uber Files“ thematisieren auch einen Gastkommentar in der „FAZ“. Brisant: Der Autor soll dafür vom Fahrdienstleister Geld erhalten haben.
Uber soll demnach versucht haben, Kontakt zu Justus Haucap, einem Wirtschaftswissenschaftler und Professor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf aufzubauen. Dieser entwarf daraufhin nicht nur eine Studie für Uber, sondern bot ihnen laut den Berichten auch an, für 4.000 Euro einen Text in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung zu platzieren. Gegenüber der taz hieß es vonseiten der FAZ: „Sollte es Vereinbarungen zwischen Justus Haucap und Uber gegeben haben, hatte die F.A.Z. zu keinem Zeitpunkt Kenntnis darüber.“ Tatsächlich erschien am 6. Dezember 2014 ein Gastkommentar in der Zeitung. Darin lässt Haucap sich aus über den urbanen Personennahverkehr und Taxipreise und die Regulierung des Taximarkts, die nicht „zeitgemäß“ sei. Sein Vorschlag für eine Lösung für Transportprobleme: Uber.
Vor allem für die FAZIT-Stiftung ein Problem
Ob es sich um den angebotenen Text von Haucap handelt und ob Uber auf diesen Einfluss hat, ist bisher unklar. Der Wissenschaftler war für die taz bis zum Redaktionsschluss nicht erreichbar. Gegenüber der „Tagesschau“ sagte eine Mitarbeiterin der DICe Consult GmbH, deren Partner Haucap ist, es entspräche nicht Haucaps Praxis „Auftragsartikel zu erstellen“. Dennoch stellte die GmbH Uber laut der „Tagesschau“ eine Rechnung über 4.000 Euro für einen „newsletter article“.
Sollten die Vorwürfe nicht entkräftet werden können, wäre das vor allem für die FAZIT-Stiftung ein Problem, in deren Kuratorium Haucap einen Platz belegt. Gegründet wurde diese explizit deswegen, um die redaktionelle Unabhängigkeit der FAZ zu sichern. So sei die Hauptaufgabe der Kuratoriumsmitglieder „die Sicherung der Unabhängigkeit der bei den Tochtergesellschaften der FAZIT-Stiftung erscheinenden Zeitungen.“
Ergänzung: nach taz-Redaktionsschluss veröffentliche die „FAZ“ einen Artikel, in dem Haucap bestreitet, dass der Meinungstext vom 6. Dezember 2014 der abgerechnete „newsletter article“ war. Die „FAZ“ zitiert Haucaps Stellungnahme: „Wir können heute nicht mehr rekonstruieren, um welchen Beitrag es sich dabei gehandelt haben soll. Doch der F.A.Z.-Beitrag war es definitiv nicht“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Erderwärmung und Donald Trump
Kipppunkt für unseren Klimaschutz
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
EU-Gipfel zur Ukraine-Frage
Am Horizont droht Trump – und die EU ist leider planlos