USA will Zahlung an WHO einstellen: „Schritt in die falsche Richtung“
Der Präsident setzt den Beitrag für die Weltgesundheitsorganisation aus. Es gehe ihm um Partikularinteressen, kritisiert eine NGO.
„Schuldzuweisungen helfen nicht, das Virus kennt keine Grenzen“, twitterte Bundesaußenminister Heiko Maas. Die UNO und die „unterfinanzierte“ WHO sollten gestärkt werden, beispielsweise bei der Entwicklung und Verteilung von Tests und Impfstoffen.
Am Dienstagabend hatte Trump die Einstellung aller US-Zahlungen an die WHO für zunächst die kommenden 60 bis 90 Tage verkündet. In dieser Zeit werde seine Regierung alle Anti-Corona-Maßnahmen der WHO „überprüfen“. Die WHO habe „in ihrer grundlegenden Pflicht versagt und muss zur Rechenschaft gezogen werden“, suchte der US-Präsident seine Entscheidung zu rechtfertigen. Hätte die WHO „ihre Arbeit besser gemacht und frühe Berichte über das Virus aus China sorgfältiger geprüft, dann hätte der Ausbruch an seinem Ausgangsort eingedämmt werden können“.
Dabei hatte Trump zu Beginn der Pandemie Chinas Umgang mit dem Virus noch kräftig gelobt. „Die USA schätzen die Bemühungen und die Transparenz der Volksrepublik sehr“, twitterte er im Januar. Ihr „Entsetzen“ über die Entscheidung des US-Präsidenten erklärte auch die Frankfurter Hilfs- und Menschenrechtsorganisation medico international, die ihrerseits selbst auch Kritik übt an der zu unkritischen Haltung der WHO gegenüber der Informationspolitik und den ja auch von chinesischen Ärzt*innen monierten „Vertuschungsmanövern“ der Regierung in Peking zumindest in den ersten zwei Monaten nach Ausbruch der Coronakrise Anfang Dezember 2019.
Handeln habe „gesundheitsgefährdende, ja, tödliche Folgen“
„Die Entscheidung, inmitten der Coronapandemie der WHO die Mittel zu streichen, zeigt die Gefahren einer Politik, die auf Partikularinteressen setzt anstatt auf globales Handeln“, erklärte der Gesundheitsreferent von medico international, Andreas Wulf. Die „Kombination aus nationalistischem Handeln und der systematischen Schwächung multilateraler Ansätze“ habe gesundheitsgefährdende, ja tödliche Folgen“.
Zugleich verwies Wulf gegenüber der taz auf eine seit 2005 gültige WHO-Richtlinie, die es der Organisation durchaus erlaubt, Informationen über die Gesundheitslage in einem ihrer 194 Mitgliedsländer nicht nur von der jeweiligen Regierung einzuholen, sondern auch von Gruppen der Zivilgesellschaft oder von regierungskritischen Ärzt*innen. Die WHO müsse „bei aller notwendigen Kooperation auch immer kritische Distanz zu den Regierungen bewahren“, so Wulf.
Problematische Folgen habe auch die seit 2016 verschärfte „Ein-China-Politik“ der Regierung in Peking. Unter deren Druck wurde Tawain von der technischen Kooperation mit der WHO ausgeschlossen. Daher wurden sehr frühzeitige Informationen der Regierung in Taipeh über den Ausbruch des Coronavirus und ihre sehr erfolgreichen Maßnahmen von der WHO-Zentrale nicht oder nur sehr unzureichend an die 194 Mitgliedstaaten weitergegeben.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Die Wahrheit
Der erste Schnee
+++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++
Biden genehmigt Lieferung von Antipersonenminen