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US-WahlkampfTim Walz wird Harris' Vizekandidat

Die Entscheidung ist gefallen: US-Gouverneur Tim Walz aus Minnesota wird Vize von Kamala Harris. Er soll Wählergruppen in den „swing states“ erreichen.

Wird laut US-Medien ihr Vize: Tim Walz, Gouverneur von Minnesota Foto: Abbie Parr/ap

Washington afp/ap/taz | Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten, Kamala Harris, hat sich für Gouverneur Tim Walz aus Minnesota als ihren Vizepräsidentschaftskandidaten entschieden. Übereinstimmende Medienberichte stützen sich dabei auf Insidern aus Regierungskreisen.

Der 60-jährige Tim Walz kommt aus dem Mittleren Westen der USA, ist ein Veteran des Militärs. Der frühere Lehrer und Football-Trainer gilt außerdem als Unterstützer von Gewerkschaften. Als Gouverneur hat er in Minnesota eine ehrgeizige Agenda umgesetzt. Dazu gehören ein umfassender Schutz von Abtreibungsrechten und großzügige Hilfen für Familien. Er gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache Zugang zu Wählern ohne akademische Bildung findet.

Walz erregte Aufsehen, als er den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als „weird“ („merkwürdig“, „schräg“) bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihre Rivalen anwendet.

Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, dennoch hofft Harris mit der Entscheidung für Walz, ihre Position im Mittleren Westen zu stärken. Lange galt die Region als Ort des Rückhalts für demokratische Präsidentschaftskandidaten. 2016 jedoch gewann der Republikaner Donald Trump in Michigan und Wisconsin, was den Demokraten bis heute nachgeht. Bei den letzten Präsidentschaftswahlen 2020 wählten die beiden Bundesstaaten zwar wieder demokratisch, allerdings hatte Trump dort in diesem Jahr in Umfragen aufgeschlossen und greift auch in Minnesota an.

Entscheidung mit Spannung erwartet

Die Entscheidung für einen demokratischen Vize-Kandidaten war am Dienstag mit Spannung erwartet worden. Bis zur letzten Minute war unklar, ob sich die designierte Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris für den Gouverneur des Bundesstaates Pennsylvania, Josh Shapiro, oder den Gouverneur des Bundesstaates Minnesota, Tim Walz entscheiden würde.

Nachdem der „running mate“ nun feststeht, soll der Wahlkampf sofort losgehen. Schon für Dienstagabend ist zusammen mit Walz ein Auftritt in Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania geplant. Damit soll eine fünftägige Wahlkampftour durch besonders umkämpfte und wahlentscheidende Bundesstaaten – sogenannte „swing states“ – beginnen.

Am Mittwoch soll es nach Wisconsin und Michigan gehen, Arizona steht am Freitag und Nevada am Samstag auf dem Programm. Geplant waren zudem Auftritte in den umkämpften südöstlichen Bundesstaaten North Carolina am Donnerstag und Georgia am Freitag. Lokalmedien zufolge wurden diese Termine wegen des Tropensturms „Debby“ verschoben.

Umfragewerte für Harris steigen

Harris erfreut sich mehreren Umfragen zufolge steigender Zustimmungsraten. In einer landesweiten Umfrage des Instituts Morning Consult lag sie nun mit 48 Prozent vier Punkte vor Trump. Eine neue Umfrage von CBS News ergab allerdings, dass die Zustimmung für Harris in der schwarzen Wählerschaft geringer ist als für US-Präsident Joe Biden bei seinem Sieg über Trump im Jahr 2020. Einige führende Demokraten warnten deshalb vor Selbstgefälligkeit.

„Sie hat viel Schwung, aber wenn man auf die Umfragen schaut, ist es immer noch ein wirklich enges Rennen“, sagte der ehemalige Stratege von Ex-Präsident Barack Obama, David Axelrod, der Politik-Website „The Hill“. „Das wird für jede Seite ein harter Kampf.“

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7 Kommentare

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  • @JANIX

    Ja! Total komisch, nicht wahr?

    :-)

  • Die Nummer mit "weird" dürfte eine der lustigsten in dieser Kampagne [1] sein.

    Vielleicht können wir daraus etwas für unseren Umgang mit der AfD lernen.

    Etwa: "die AfD ist ulkig".

    [1] www.theguardian.co...a-harris-democrats

    • @tomás zerolo:

      Etwas ... seltsam sind diese AfDler ja schon, finden Sie nicht ...

  • Bisschen Biden, nur deutlich jünger und landespolitisch unterwegs.

  • Auch die Wettquoten (Harris: 22:20, Trump 17:20) sind bald auf Gleichstand, ganz im Gegensatz zu Bidens Zeiten, als ein Tipp auf Biden noch dreimal so hohe Quote brachte wie ein Tipp auf Trump. Dass die Stimmenmehrheit bei den Demokraten liegen wird, erwarten sogar inzwischen zehn Mal so viele Wetter, als auf die Reps setzen. Das nutzt natürlich aufgrund des Wahlsystems nicht unbedingt etwas.

  • Kann ich nicht nachvollziehen (gut muss ich auch nicht) Welche potenzielle Wähler soll er denn bringen. Bei einem Running Mate geht es ja wohl darum. (Bei Bush43 ging es ja auch nicht darum, dass Chenney Wyoming holt, oder bei Biden als VP Delware). Bei Mark Kelly hätte man noch an die Veteranen denken können, oder bei Beshear an die konservativen Demokraten oder gemäßigten Republikaner.

    Hoffentlich weiß Sie was da tut.

  • Schade um den Astronauten