US-Wahlkämpfer Joe Biden: Der blasse Kandidat
Im US-Wahlkampf sieht sich Trumps Herausforderer Biden durch den Dauerbeschuss des Präsidenten in die Enge getrieben. Er kommt nicht in die Offensive.
Biden steht unter Dauerbeschuss des amtierenden Präsidenten. In Dutzenden Tweets, Interviews, Reden und Pressekonferenzen beschwört Trump das Schreckensszenario eines in Chaos und Gewalt versinkenden Landes, sollte im November Joe Biden gewählt werden, diese Marionette der Linksradikalen.
Und Biden sieht keine Alternative, als sich dagegen zu wehren. Sagt Trump, Biden sei wie alle Demokraten „zu schwach gegenüber Kriminellen“, dann verwendet er bedeutsame Redezeit darauf, zu erklären, dass Brandschatzen, Plündern und Unruhestiftung kein legitimer Protest seien. Sagt Trump, Biden wolle die USA den Chaoten auf der Straße überlassen, fragt Biden im gewollt legeren Alte-Männer-Outfit, ob er vielleicht aussehe wie ein radikaler Unruhestifter.
Biden entwickelt einige gute Formulierungen, aber selbst die sind passiv und nur reagierend. Die derzeit sichtbare Gewalt entwickele sich ja „nicht in einem zukünftigen Biden-Amerika, sondern in Trumps Amerika von heute“, sagte Biden am Montag. „Fühlen Sie sich wirklich sicher in Trumps Amerika?“
Relativ wehrlos nimmt Biden eine Beleidigung nach der anderen von Trumps Twitter-Account entgegen. Der stellt ihn als halbdementen alten Mann dar, der besser weiter im Keller seines Hauses in Delaware bleibe, um sich nicht selbst zu schaden.
Da bräuchte es Schlagfertigkeit von Biden. Stattdessen versendete seine Kampagne am Dienstag ein 17-minütiges Video von Biden und seiner Vizekandidatin Kamala Harris, in dem beide in einem Kaminzimmer „ein sozial distanziertes Gespräch“ mit drei Meter Abstand zueinander führen. Das ist so langweilig und selbstbezogen, dass Trump mit seiner Einschätzung sogar recht haben könnte.
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