US-Wahlen: Donald Trump ist ein ökonomisches Risiko
Der republikanische Präsidentschaftskandidat droht mit einer Ausweitung der Zölle. Laut einer neuen Studie könnte das auch Deutschland hart treffen.
Das haben die Forscher*innen des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung in einer neuen Studie berechnet. Sie sind nicht die einzigen Expert*innen, die vor dem ökonomischen Risiko Trump warnen.
Der Republikaner droht, alle Importe mit Zöllen von 10 bis 20 Prozent zu belegen. Für Einfuhren aus China will er sogar 60 Prozent. Macht Trump mit diesen neuen Handelsschranken ernst, würde dies insbesondere die deutsche Wirtschaft hart treffen. Die Vereinigten Staaten sind der wichtigste Abnehmer von Waren „made in Germany“. Allein im vergangenen Jahr wurden Güter im Wert von 157,9 Milliarden Euro in die USA verschifft, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch bekanntgab. Das ist ein knappes Zehntel aller deutschen Exporte.
Derzeit läuft es kunjunkturmäßig ohnehin nicht rund in Deutschland. Vergangenes Jahr schrumpfte die Wirtschaftsleistung leicht um 0,1 Prozent. Laut der Bundesregierung könnte es dieses Jahr wieder um 0,2 Prozent bergab gehen. Das IMK ist da zwar ein bisschen optimistischer, es geht derzeit für dieses Jahr von einer Stagnation aus, doch warnen seine Ökonom*innen in ihrer Studie: Ein „weiterer negativer Schock“ wie höhere US-Zölle „könnte zu einer Verfestigung der aktuellen Stagnationsphase beitragen“.
Auch das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) geht davon aus, dass eine zweite Amtszeit Trumps große Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft haben könnte. In einer Studie kamen die IW-Forscher*innen jüngst zu dem Schluss, dass die von ihm angekündigten Zölle über eine vierjährige Amtszeit gerechnet insgesamt einen Verlust von bis zu 150 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft bedeuten könnten.
Harris ist auch kein Freihandels-Fan
Umfangreiche neue Zölle wie von Trump angekündigt erwarten die Expert*innen von seiner Herausforderin Kamala Harris nicht. Doch auch die derzeitige US-Vizepräsidentin ist „nicht als Verfechterin des Freihandels einzuordnen“, schreibt das IMK. Denn sie und US-Präsident Joe Biden haben die in Trumps erster Amtszeit eingeführten Zölle nicht wieder zurückgenommen. Sie haben auf einzelne Güter sogar weitere Zölle gelegt.
Biden und Harris schafften auch die US-Sonderzölle von 25 Prozent auf europäischen Stahl und 10 Prozent auf Aluminium nicht ab, die Trump 2018 einführte und die Zentrum des Handelskonflikts zwischen den USA und der EU standen. Diese Zölle sind derzeit nur bis Ende 2025 ausgesetzt. Und das auch nur für ein bestimmtes Kontingent.
Dadurch bleiben rund 85 Prozent der 3,8 Millionen Tonnen Stahl, die die EU im Jahr 2022 in die USA exportierte, zollfrei. 15 Prozent mussten verzollt werden. Bei den 289.000 Tonnen an in die USA exportiertem Aluminium waren drei Viertel zollfrei, ein Viertel wurde verzollt. „Im Handelsstreit zwischen den USA und der EU herrscht also nur Waffenstillstand. Es gibt da noch keinen Frieden“, sagt deshalb IMK-Handelsexpertin Sabine Stephan.
Allerdings dürfte ein Wiederaufflammen des Handelsstreits vor allem Auswirkungen auf die US-Wirtschaft selbst haben. Und sie könnten heftiger ausfallen als unter Trumps erster Amtszeit. Es dürfte „einen massiven Verbraucherpreisschock mit entsprechend negativen Konsequenzen für die US-Wirtschaft geben“, schreibt das IMK.
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