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US-Visa für russische SportlerPolitisches Ringen

Russische Kampfsportler würden gern Karriere in den USA machen. Was ihnen dazu fehlt, ist nicht selten allein die Einreiseerlaubnis.

Nicht genügend Personal für Visa-Anträge? Die US-Botschaft in Moskau Foto: dpa

Es war ein Riesenspektakel. Über 20.000 Zuschauer waren in den Sportkomplex Olimpijski gekommen, um die Fight Night der UFC mitzuerleben. Es war das erste Gastspiel der Ultimate Fight Championships in Russland, und es wurde gleich das größte Mixed-Martial-Arts-Event, das Russland je erlebt hat, auch wenn nicht alles so geklappt hat, wie sich das die Organisatoren der Kämpfe im achteckigen Käfig vorgestellt hatten.

Im Hauptkampf war der als Gegner des russischen Würgeringers Oleksiy Oliynyk (Kampfname Boa Constrictor) vorgesehene Ex-UFC-Schwergewichtsmeister Fabrício Werdum leider verhindert. Bei einer Dopingkontrolle hatte man ihn mit anabolen Steroiden erwischt. Er ist gesperrt.

Und auch in einem der Nebenkämpfe lief nicht alles wie vorgesehen. Zwei Kämpfer wogen mehr als für ihre Gewichtsklasse erlaubt. Ihre Kämpfe fanden trotzdem statt. Sie mussten einen Teil ihrer Gage ihrem Gegner abtreten.

Einer der beiden war Mairbek Taisumow. Der wird in Russland als Russe gefeiert, in Österreich, wo er lebt, seit seine Familie vor dem Bürgerkrieg in Tschetschenien fliehen musste, gilt er als Wiener, während er für die Tschetschenen immer ein Tschetschene geblieben ist. Dazu hat er seit Kurzem auch die Staatsbürgerschaft Marokkos, obwohl ihn gewiss noch niemand als Marokkaner bezeichnet hat.

Das Land seiner Träume sind jedoch die USA. Nur dort hätte er die Möglichkeit, gegen einen namhaften Gegner aus dem UFC-Stall zu kämpfen. Doch er bekommt kein Visum. Warum, das weiß keiner so ganz genau. „Ich bin kein Verbrecher“, sagt er und erzählt, dass er schon dreimal einen gebuchten Flug in die Staaten gecancelt hat, weil man ihm kein Visum ausgestellt hat. Für die russischen Medien – für die ist der Wiener aus Grosny ja ein Russe – ist der Fall ein Politikum.

Nicht der einzige Visa-Streit

Er reiht sich ein in eine Vielzahl von Fällen, in denen russischen Sportlern kein Visum für die USA ausgestellt worden ist. Im April konnte eine russische Ringerstaffel nicht zum Weltcup der Freistilringer nach Iowa-Stadt einreisen, weil sie keine Visa bekommen hatten. Das russische Außenministerium bezeichnete das seinerzeit als „schreiende Ungerechtigkeit“ und als Beispiel dafür, wie die USA systematisch versuchen würden, russischen Sportlern die Teilnahme an Wettbewerben in den USA zu verwehren.

Bei der US-Botschaft in Moskau hieß es, es sei schlicht nicht genügend Personal vorhanden gewesen, um die Visa-Anträge zu bearbeiten. Kein Wunder sei das, hätten doch die Russen als Reaktion auf Sanktionen über 750 Mitarbeiter der US-Vertretungen in Russland ausgewiesen. Egal wer recht hat, das Ergebnis war eindeutig. Statt der Russen sind Ringer aus der Mongolei und Indien nach Iowa gereist.

Ein anderer aktueller Visa­streit zwischen Russland und den USA ist derweil von höchster Stelle entschieden worden. Das legt zumindest ein Instagram-Post von Khabib Nurmagomedow nahe. Der russische Leichtgewichtschampion der UFC kämpft demnächst in Las Vegas gegen den irischen Kampfsportsuperstar Conor McGregor und hat lange vergeblich versucht, ein US-Visum für seinen Vater und Trainer Abdulmanap zu erhalten.

Auf Instagram nun hat er eine eher schlechte Fotomontage gepostet, die US-Präsident Donald Trump zeigt, wie er ein Visum für „Mr Kabib’s Dad“ in die Kamera hält. Zuvor hatte der Kämpfer aus Dagestan Dana White, den Chef der UFC, der gern mit seinem guten Draht zu Trump prahlt, aufgefordert, sich für die Einreiseerlaubnis starkzumachen. Prompt kam die Zusage.

Taisumow hingegen, der so gern UFC-Meister werden würde, muss zu Hause bleiben. „Wenn ich kein Visum bekomme, höre ich vielleicht einfach auf“, hat der tschetschenische Russe mit dem marokkanischen Pass aus Wien in Moskau gesagt.

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