piwik no script img

US-Studie zu FliegengehirnenWas Fliegen riechen

Banane oder Jasmin? WissenschaftlerInnen können dank leuchtender Moleküle nachweisen, was Fliegen riechen und fühlen.

Auch Fliegen können sehen, fühlen und riechen. Foto: reuters

Berlin taz | Der Tag einer Fliege besteht darin umherzufliegen und sich auf Obst oder Abfall zu stürzen. So die weit verbreitete Annahme über den Horizont der kleinen Ruhestörer. Aber ist das so? US-WissenschaftlerInnen der Northwestern University in Illinois haben eine Methode entwickelt, um die Hirne von Fruchtfliegen zu erforschen.

Welche Düfte eine Fliege gerochen hat und ob sie Hitze oder Kälte ausgesetzt war, können WissenschaftlerInnen jetzt mit Hilfe von implantierten Proteinen im Gehirn nachweisen - die Gentechnik macht es möglich. Die Empfindungen sind auch nach mehreren Stunden noch unter dem Mikroskop sichtbar.

Für die Studie setzte das Wissenschaftsteam die Fliege Drosophila Melanogaster verschiedenen Experimenten aus. Sie testeten deren Reaktion auf Licht, Hitze und verschiedene Gerüche. Dafür nutzten die ForscherInnen fluoreszierende Moleküle und markierten mit ihnen Nervenzellen im Gehirn der Fruchtfliegen. So konnten sie identifizieren, welche Synapsen während eines bestimmten sensorischen Ereignisses aktiv waren.

Die Moleküle stammten von einem leuchtenden Protein, das die ForscherInnen in Quallen fanden. Sie nahmen drei verschieden-farbige Signale in blau, grün und gelb und setzten diese in unterschiedliche Hirnregionen der Fliege ein. Die betroffenen Nervenzellen leuchteten auf, wenn eine Botschaft gesendet wurde.

Dies passierte etwa wenn die Fliege in heißer Umgebung war. Die fluoreszierenden Signale bleiben einige Stunden nach dem Ereignis bestehen und sind unter einem relativ simplen Mikroskop nachweisbar. Die ForscherInnen sahen auch, ob eine Fliege Banane oder Jasmin gerochen hat.

Ergebnisse für BRAIN-Initative nutzbar

„Ein Großteil der Gehirnbewegung findet auf der Ebene der Synapsen statt, wo Neuronen miteinander sprechen“, erklärt Marco Gallio, der Leiter der Studie. „Unsere Technik gibt uns eine Möglichkeit zu sehen, welche Synapsen während eines bestimmten Verhaltens oder einer Sinneserfahrung miteinander agieren. Es ist ein einzigartige rückwirkende Markierung.“

Die Ergebnisse der Studie liefern auch nützliche Informationen über das menschliche Gehirn. Die neue Technologie wird von WissenschaftlerInnen im Zuge von Barack Obamas BRAIN-Initative diskutiert, die Untersuchungen des Kreislaufs im Gehirn weiter erforscht. BRAIN steht übersetzt für „Gehirnforschung durch fortschrittliche innovative Neurotechnologien.“

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Aha - und was fühlen die Fliegen nun, wenn sich ihnen eine Fliegenklatsche nähert?