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US-Studie zu AlzheimerDemenz breitet sich aus

Forscher gehen davon aus, dass sich die Zahl der Alzheimer-Erkrankten in den USA bis 2050 verdreifachen wird. Ähnliches sagen Experten für Deutschland voraus.

Trauriges Bild: Demente Frau im Pflegeheim. Bild: dpa

MINNEAPOLIS dpa | Im Jahr 2050 werden einer Studie zufolge etwa dreimal so viele Menschen in den USA an Alzheimer erkrankt sein wie heute. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher im Fachjournal „Neurology“. Die Zahl der Erkrankten werde von 4,7 Millionen im Jahr 2010 auf 13,8 Millionen Menschen steigen, prophezeit das Team um Liesi Hebert vom Rush University Medical Center in Chicago. Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz.

Auch in Deutschland sagen Experten einen starken Anstieg der Patienten voraus. Nach jüngsten Angaben der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) wird sich die Zahl der Demenzkranken bis 2050 mehr als verdoppeln – von derzeit 1,4 Millionen auf rund 3 Millionen Betroffene. Etwa zwei Drittel von ihnen haben demnach Alzheimer.

Die Zahl der älteren Menschen nehme zu. Und mit dieser Entwicklung wächst der DAlzG zufolge auch die Zahl der Demenzkranken – sofern kein Durchbruch in der Therapie gelingt. Bislang ist Alzheimer unheilbar. Ein Patient weiß im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr, wo er sich befindet und wer er ist.

„Unsere Studie macht auf etwas Dringendes aufmerksam: Diese Epidemie muss durch mehr Forschung, mehr Behandlung und mehr Prävention gemindert werden“, sagt die Mitautorin der US-Studie Jennifer Weuve. „Der Anstieg hat mit der alternden Baby-Boom-Generation zu tun.“

Gemeinsam mit ihren Kollegen wertete Weuve Daten von 10.802 Menschen aus Chicago aus. Die Informationen umfassen einen Zeitraum von fast 20 Jahren. Die Teilnehmer waren mindestens 65 Jahre alt und wurden alle drei Jahre auf Demenz untersucht. Die Forscher verknüpften errechnete Alzheimer-Risiken unter anderem mit Sterberaten und Bevölkerungsschätzungen der US-amerikanischen Behörden und kamen so zu ihrer Prognose.

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6 Kommentare

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  • S
    säufele

    @ quer-ulantin: superschöner Gedanke, genau das denke ich auch ! Man nehme einen harm- und wirkungslosen Wirkstoff mit einem geheimnisvollen Namen und blase den zur "Wunderwaffe" (deutsche Journalisten bedienen sich noch immer aus Goebbels Mottenkiste) gegen die "neue" Volkskrankheit Demenz auf, nachdem man die degenerative Massenverblödung 50 Jahre lang komplett ignoriert hat. Schon zu Beginn einer durch die Presse initiierten Diskussion muss man sich fragen, ob die eigentlich noch ganz dicht sind. Geistige Inkontinenz macht noch keinen Journalismus. Nur schade, dass das Leid der Patienten durch die strukturelle Unterversorgung dabei völlig überlagert wird, denn genau da muss man ansetzen, um etwas zum Wohle der betroffenen Menschen (auch Angehörige) zu verändern.

  • HB
    Heinz Boxan

    Woran liegt es, dass es in den Pflegeheimen nicht immer menschenfreundlich zugeht?

     

    Wer das Problem kennt, Betreuung, Pflege und Umgang mit demenzkranken Menschen, weiß wie sehr das physisch und psychisch belastend ist. Ein Ausrasten darf dennoch nicht sein, weil die armen Menschen nichts dafür können, dass der Verstand schwindet und das Verhalten sich total ändert. Wir kommen vielleicht selbst dort an.

     

    Abhilfe kann nur erfolgen, wenn weitaus mehr Pflegepersonal zur Verfügung steht und es zu einer Überlastung mit den folgenden Auswüchsen nicht kommen kann. Da herrscht großer Mangel. Durch wesentlich bessere Bezahlung und Ausbildung könnte das Übel beseitigt werden.

     

    Ich weis wovon ich schreibe, denn Meine Frau und ich pflegen unsere demente Mutter seit sieben Jahren. Eine Katastrophe, die wir geduldig, nachsichtig und tolerant ertragen müssen. Das ist unglaublich schwer, doch ein Abschieben ins Heim kommt nicht in Frage.

  • FB
    Für blöd verkaufen

    Schon mal darüber nachgedacht, daß es für ältere Menschen in unserer Gesellschaft auch ein Segen sein könnte, den Geist aufzugeben.

     

    So hat wenigstens der Pharma Klüngel noch was davon.

     

    Nach jahrzehntelanger Für Blöd Verkaufung ergibt man sich halt in sein Schicksal. Ist ja bald vorbei.

  • Q
    quer-ulantin

    Oh je - wieder mal eine Studie von Experten .....

     

    Mich würde nicht wundern, wenn demnächst so eine Art Schweinegrippeimpfung gegen Alzheimer von den Regierungen zwangsverordnet wird!

  • P
    Pharmaindustrie

    Ändert sich mit diesen Verdoppelungen und Verdreifachungen (tolle Zahlenjonglierei) auch der prozentuale Anteil der Erkrankungen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung?

     

    Wenn nicht, ist alles beim Alten (hehe, unfreiwilliges Wortspiel) und ich frage mich, wer da neue Pfründe auslotet.

     

    Wenn ja: Sofort, spätestens ab Geburt, jeden Menschen präventiv mit Vitamintabletten und Entzündungshemmern vollstopfen, bis die wohlmeinende, gute Pharmaindustrie neuere, teurere Medikamente entwickelt hat...

  • C
    Celsus

    Wenn ich das richtig verstehe, soll der einzige Grund für die Zuanhme der Zahl der Demenzkranken darin liegen, dass die Bevölkerung immer älter wird. Dann ist es allerdings erstaunlich, wie dann "Experten" auf eine Verdreifachung der Zahl der Demenzkranken kommen.

     

    Wieviele Menschen in den nächsten Jarhzehnten an Demenz erkranken ist ja durch die schon geborenen Jahrgänge bedingt, die in das entsprechende Alter vorrücken. Und diese Jahrgänge sind beiliebe nicht so stark, dass mit einer Verdreifachung der Zahl der Erkrankungen zu rechnen ist - es sei denn der Dignoseeifer nimmt zu. Ein sichtbares Indiz dafür kann sein, dass nicht neutrale bei Pharmafirmen beschäftigte Experten das gerade prophezeien.