US-Sängerin Taylor Swift: Wann verbrennt sie endlich ihren BH?
Taylor Swifts „1989“ gilt als Verkaufsschlager und klingt dabei aalglatt. Ganz ihrem Image der plätzchenbackenden Cheerleaderin entsprechend.
Taylor Swift macht jetzt in Pop. Nicht dass sie davor wirklich etwas anderes gemacht hätte, aber nun hat sie ihre Stimme vom Country-Vibrato befreit. Ihr neues Album „1989“ soll einen Aufbruch in eine vermeintlich neue Stilrichtung markieren.
In einem Interview mit dem Time Magazine beschrieb sie dies als äußerst riskantes Unterfangen. Sie habe dafür Kopf und Kragen riskiert, erklärt die 25-Jährige. Mainstreammedien erkannten ihre Leistung an und deklarierten „1989“ kurzerhand zum „Album des Jahres“. Wirtschaftlich gesehen trifft das zu, allein in der ersten Woche wurden von Swifts Album 1,2 Millionen Einheiten verkauft. Zuletzt hat Eminem im Jahr 2002 Ähnliches geschafft.
„1989“ wirkt in seiner Aufmachung seltsam altklug. Auf dem Cover prangt ein vergilbtes Polaroid von Swift. Im Booklet sind zusätzliche Hinweise auf ihr Geburtsjahr und weitere Polaroids platziert, auf denen sie sich auf diversem Mobiliar räkelt, wie es Superstars halt so tun. Als Widmung schreibt sie: „Von dem Mädchen, das gesagt hat, sie würde nie ihre Haare schneiden, nach New York ziehen oder Zufriedenheit in einer Welt finden, in der sie nicht verliebt ist“.
Da man von Swift besser keine Weisheiten erwarten sollte, tun dies einfach ihr wohlgesonnene Kritiker: „Die große Kurzgeschichtenerzählerin des amerikanischen Teeniepop“, urteilte der Spiegel und erhob ihren ökonomischen Erfolg gleich zur ästhetischen Kategorie. Swifts Auftritt in einem Coca-Cola-Werbespot mit einer Meute Kätzchen stellt für das Nachrichtenmagazin einen „klugen Kommentar zum Leben in der Welt der sozialen Netzwerke“ dar. Nun ja. Und das Time Magazine ernannte Swift zu „Amerikas wichtigster Musikerin“.
Empfohlener externer Inhalt
Bei aller Liebe, solche Erwartungen kann „1989“ einfach nicht erfüllen. Einen eigenen Sound findet man bei Taylor Swift nicht, auch wenn man ihr noch so wohlgesinnt ist. Ganz ihrem Image der plätzchenbackenden Cheerleaderin entsprechend, klingt ihr Album aalglatt. Es erfüllt gängige Popklischees in einem Ausmaß, dass es schon an Ideenlosigkeit grenzt. Die Songs wirken bereits beim ersten Hören wie Plagiate.
Mal klingt Swift wie Avril Lavigne („Blank Space“), mal wie Lana Del Rey („Wildest Dreams“) oder wie ihre angebliche Erzfeindin Katy Perry („Style“). Allein das tanzbare „Shake it off“, das nach dem alten Backstreet-Boys-Muster gestrickte „All You Had To Do Was Stay“ und die Ballade „Clean“ bleiben im Ohr hängen.
„1989“ soll auch auf eine zurückliegende Popära hindeuten, die Swift als Vorlage diente. In jenem Jahr lieferten Phil Collins und Madonna Hits, daran wird mit kitschigen Synthie-Melodien und bockharten Drumsounds erinnert.
Inhaltlich ist „1989“ ein einziges Gejammere über Männer, sodass man Swift schon nach der ersten Hälfte der Songs zurufen möchte, sie solle jetzt bitte darüber hinwegkommen und endlich ihren BH verbrennen.
Taylor Swift: „1989“ (Universal)
Zugegeben, für Feminismus ist US-Mainstream-Pop in der Regel oftmals nicht die erste Anlaufstelle. Dennoch: Von „der wichtigsten Musikerin Amerikas“, die erstaunlicherweise schon zum zweiten Mal vom Branchenblatt Billboard zur „Frau des Jahres“ gekürt wurde, darf man dann doch hoffentlich etwas mehr Eigenleistung erwarten.
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