US-Richter gegen Werksschließung: Chilipfeffer ins Gesicht
Huy Fong Foods produziert weltbekannte Chilisoßen und bringt damit Jobs für die Stadt Irwindale – aber sie stank den Anwohnern, weshalb sie gegen die Firma klagten.
IRWINDALE ap | Als der Hersteller der weltbekannten Sriracha-Chili-Soße seine Produktion begann, fanden das die Bürger des kleinen südkalifornischen Industrieörtchens Irwindale gut. Neue Jobs entstanden, die Wirtschaft kam in Schwung. Doch der Preis dafür war hoch.
Mittlerweile haben die Menschen in Irwindale die Nase voll von dem Geruch, mit dem die Fabrik bei der Soßenproduktion den Ort überzieht. Der Widerstand ist so groß, dass die Stadt das Unternehmen Huy Fong nun per Gerichtsbeschluss zwingen will, seine zwei Jahre alte Fabrik zu schließen.
„Es ist so, als ob dir jemand einen Teller Chilipfeffer ins Gesicht knallt“, sagt Ruby Sánchez, die gegenüber der Fabrik auf der anderen Straßenseite wohnt. In der für rund 40 Millionen Dollar (knapp 30 Millionen Euro) errichteten Anlage werden jedes Jahr etwa 22.000 Tonnen frischer scharfer Paprika zu Sriracha und zwei anderen populären asiatischen Soßen verarbeitet.
Bis zu 40 Lastwagen pro Tag bringen die roten Chilischoten aus Zentralkalifornien in die Fabrik. Dort werden die Schoten in einer Anlage gewaschen, mit Knoblauch und einigen anderen Zutaten vermengt und geröstet. Der durchdringende Geruch der Chili- und Knoblauchdämpfe soll in einem auf Kohlenstoff basierenden Filtersystem gebunden werden, bevor er die Fabrik verlässt - doch das funktioniert nach Ansicht der Anwohner nicht.
„Jedesmal, wenn der Wind bläst, ist da der Geruch von Chili, Knoblauch und weiß Gott was – und der ist sehr, sehr, sehr stark“, sagt Sánchez und fügt hinzu: „Du musst davon husten“
Firma verweigerte ein neues Filtersystem
Dass der Geruch nur drei Monate im Jahr über den Ort zieht, ist für die Menschen in Irwindale kein Trost. Geerntet werden die Chilis von August bis Ende Oktober, spätestens Anfang November. "Das ist die Zeit, in der sie die Chilis mahlen und mit den anderen Zutaten mischen, so dass der Geruch dann so stark wird", sagt der Staatsanwalt der Stadt, Frank Galante. Er berichtet von zahlreichen Beschwerden, die den Behörden darüber vorlägen.
Vertreter der Stadt und des Unternehmens haben sich vor wenigen Wochen getroffen, beide Seiten sprachen danach von einer freundlichen Atmosphäre. Allerdings sperrte sich die Firma dagegen, rund 600.000 Dollar für ein neues Filtersystem zu investieren. Dies sei nicht nötig, hieß es.
Als das Unternehmen dann Alternativen geprüft habe, habe die Stadt Klage eingereicht, sagt Produktionsleiter Adam Holliday. Am Donnerstag war Prozessauftakt. Ein Richter wies das Anliegen der Stadt zunächst zurück. Per Einstweiliger Verfügung wurde für den 22. November ein Gerichtstermin angesetzt. „Wir denken nicht, dass es so weit hätte kommen müssen“, sagt Holliday.
60 Vollzeit-Jobs brachte die Firma
In gewisser Weise ist Huy Fong ein Opfer seines eigenen Erfolgs. 1980 begann Firmengründer David Tran damit, die Soßen zusammenzukochen und sie mit einem Lieferwagen an wenige Kunden auszuliefern. Das Unternehmen wuchs schnell, eine Fabrik wurde in Rosemead eröffnet, nicht weit entfernt von Irwindale. Als der Raum in Rosemead zu knapp wurde, zog man vor zwei Jahren nach Irwindale, wo die Fabrik 60 Vollzeit-Jobs sowie 200 Saisonarbeitsplätze schuf - ein beträchtlicher Wirtschaftsfaktor für einen Ort mit 1.400 Einwohnern.
Etwa 85 Millionen Dollar Umsatz verzeichnete das Unternehmen laut Tran im vergangenen Jahr. Das Rezept für seine Sriracha sei so einfach, dass die vietnamesischen Immigranten gar nicht auf die Idee gekommen seien, es geheim zu halten: Chilischoten, Knoblauch, Salz, Zucker und Essig.
„Das können sie selbst zu Hause mache“", sagte Tran bei einer Führung durch seine Firma kürzlich. Mit einem Augenzwinkern fügte er jedoch hinzu, dass man es trotzdem nicht annähernd so gut hinbekomme wie er. Das Geheimnis sei, die allerfrischesten Chilischoten zu bekommen und sie sofort zu verarbeiten.
Kläger selbst lobt die scharfe Soße
Das Ergebnis ist eine brennend scharfe Soße, neben der Tabasco oder Picante geradezu mild erscheinen. Für alle Menschen mit feuerfestem Gaumen und eisernen Mägen hat das Produkt einen gewissen Suchtfaktor. 33 Jahre nach der Auslieferung seiner ersten Fuhre Sriracha sind die kleinen roten Plastikflaschen mit den grünen Deckeln in Restaurants und Küchen rund um die Welt verbreitet.
Selbst Galante, der Huy Fong Foods verklagt, lobt die Soße. „Es ist ein gutes Produkt. Die Stadt hat damit kein Problem“, sagt er. „Sie will nur, dass sie (die Firma) nachrüsten, so wie gute Nachbarn – und dass sie die Bewohner nicht negativ beeinträchtigen.“
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