US-Ökonomie auf Talfahrt: In den USA ist das R-Wort heraus

Die US-Wirtschaft befindet sich bereits in der Rezession, sagen die Investmentbanker. Ökonomen und Politiker streiten bereits über Notfallpläne wie Konjunkturprogramme.

Sehen die USA in der Krise: Die Investmentbanker von Merrill Lynch Bild: dpa

Eine positive Meldung zur Konjunktur gibt es immer: Am Mittwoch hieß es, die Bundesbürger sähen die "wirtschaftliche Lage optimistischer". Bei einer repräsentativen Umfrage des Stern glaubten 30 Prozent der Befragten, dass es 2008 "wirtschaftlich bergauf" gehe - ein Drittel mehr als im Dezember. Wunsch und Wirklichkeit klaffen hier allerdings auseinander. Denn der Motor der Weltwirtschaft stottert: Als Erste sprechen nun die US-Investmentbanker von Merrill Lynch von einer Rezession der US-Ökonomie. Damit würden die schlimmsten Befürchtungen zur Immobilienkrise wahr.

"Wir reden hier nicht von einer Vorhersage, sondern von einer Tatsache", heißt es in dem Merrill-Lynch-Bericht. Zu behaupten, die Situation sei "nahe an einer Rezession" sei so abwegig, wie einer Frau zu erzählen, sie sei "ein bisschen schwanger".

Der Bremer Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel unterstützte diese Einschätzung. "Ich würde auch von einer Rezession sprechen, um klarzumachen, dass die Wachstumsphase vorbei ist", sagte er. US-Notenbanker Eric Rosengren vermied das R-Wort, sprach aber vom "schwersten Einbruch seit 50 Jahren".

Anlass waren die jüngsten Daten aus den USA. Insbesondere die Arbeitsmarktzahlen gelten als Anzeichen dafür, dass die Immobilien- und Kreditkrise nun die Produktionswirtschaft erreicht hat. Im Dezember baute die Privatwirtschaft erstmals seit 2003 wieder Stellen ab, die Arbeitslosenquote kletterte von 4,7 auf 5 Prozent, vor einem Jahr hatte sie noch bei 4,5 Prozent gelegen.

Das Nationale Wirtschaftsforschungszentrum der USA definiert Rezession als "signifikanten Rückgang im Wirtschaftsgeschehen", der sich an den Beschäftigtenzahlen, dem Einkommen, der Industrieproduktion und den Umsätzen in Handel und Produktion zeigt. "Die Arbeitsmarktzahlen von Dezember waren der letzte Tropfen", schreibt Merrill Lynch.

In Washington werden die Warnungen als politischer Auftrag begriffen. Sowohl Präsident George W. Bush als auch der Kongress erwägen Konjunkturprogramme. Die Regierung setzt auf Steuererleichterungen für alle, also Unternehmen wie private Verbraucher. Die Demokraten, die das Repräsentantenhaus dominieren, würden Steuersenkungen lieber "auf die Mittelklasse und die Arbeitnehmer konzentrieren". Konkrete Pläne sind für Bushs Rede zur Lage der Nation Ende Januar zu erwarten.

Auch die US-Notenbank Fed will eingreifen - mit Geldmarktgeschäften über 60 Milliarden US-Dollar. An den Finanzmärkten wird außerdem erwartet, dass sie den Leitzins weiter senkt. Isolierte geldpolitische Schritte halten Ökonomen wie Hickel wegen der anhaltenden Schwäche des Dollars jedoch für gefährlich. "Hier müssen sich die Fed, die Europäische Zentralbank, die Bank of Japan und die chinesische Notenbank auf ein gemeinsames Vorgehen einigen, wie sie die Währungen stabilisieren", sagte er. Ideal dafür wäre das G-7-Treffen im Februar.

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