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UN-Klimakonferenz12 Nullen fürs Klima

Ein neuer Bericht stellt fest: Um die Folgen der Klimakrise abzufedern, müssen jährlich Billionen umverteilt werden.

Der globale Süden braucht mehr Geld für Klimaschutzmaßnahmen, Malis Premier Maiga in Ägypten Foto: Peter Dejong/ap

Scharm al-Scheich reuters/afp | Der globale Süden benötigt im Kampf gegen die Klimakrise einem Bericht zufolge bis 2030 jährlich 2,4 Billionen Dollar (rund 2,4 Billionen Euro). Rund eine Billion Dollar müsse von Industrieländern, ausländischen Investoren und multilateralen Entwicklungsbanken kommen, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Bericht im Auftrag Ägyptens und Großbritanniens, dem aktuellen und dem vorhergehenden Gastgeber der UN-Klimakonferenz, die momentan in Scharm al-Scheich stattfindet.

Die restliche Summe von rund 1,4 Billionen Dollar muss demnach von privaten oder öffentlichen Investoren innerhalb der Entwicklungs- und Schwellenländer bereitgestellt werden, wie es in dem Bericht „Finance for Climate Action“ der Ökonomen Vera Songwe, Nicholas Stern und Amar Bhattacharya heißt. Derzeit belaufen sich die Investitionen in Schwellen- und Entwicklungsländern mit Ausnahme Chinas auf etwa 500 Milliarden Dollar.

„Die Erschließung umfangreicher Klimafinanzierungsmittel ist der Schlüssel zur Lösung der heutigen Entwicklungsherausforderungen“, sagte Vera Songwe, eine der Autorinnen des Berichts, am Montag. „Reiche Länder sollten erkennen, dass es in ihrem eigenen grundlegenden Interesse liegt, in Klimaschutzmaßnahmen in Schwellen- und Entwicklungsländern zu investieren“, erklärte Stern. Zudem sei es angesichts der Auswirkungen der hohen aktuellen und früheren Treibhausgasemissionen dieser Länder „auch eine Frage der Gerechtigkeit“.

„Die Welt braucht einen Durchbruch und einen neuen Fahrplan für die Klimafinanzierung, der die eine Billion Dollar an externen Finanzmitteln mobilisieren kann, die bis 2030 für Schwellen- und Entwicklungsländer außer China benötigt werden“, hieß es in dem Bericht weiter.

Scholz sagt 170 Millionen zu

Die Finanzierung sei erforderlich, um die Emissionen zu senken, die Widerstandsfähigkeit zu erhöhen, Schäden durch den Klimawandel zu bewältigen und Natur und Land wiederherzustellen. Der größte Zuwachs sollte aus dem privaten Sektor kommen, sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland, während die jährlichen Mittelzuflüsse der Entwicklungsbanken verdreifacht werden sollten.

Die Autoren machen in ihrem Bericht konkrete Vorschläge zur Unterstützung der Länder des globalen Südens. So sollten etwa Industrieländer mehr zinsgünstige Darlehen gewähren und multilaterale Entwicklungsbanken umgestaltet werden.

Der Bericht bezieht sich auf Schwellen- und Entwicklungsländer, mit Ausnahme Chinas. China wurde in den Schätzungen vermutlich wegen seines besonderen Status nicht berücksichtigt. Die chinesische Wirtschaft ist die zweitgrößte der Welt und in vielerlei Hinsicht fortschrittlich.

Der Finanzbedarf im Kampf gegen die Erderwärmung und zur Bewältigung klimabedingter Schäden ist ein zentrales Thema der 27. Weltklimakonferenz (COP27) im ägyptischen Scharm al-Scheich. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte bei der UN-Konferenz am Montag 170 Millionen Euro für die Bewältigung klimabedingter Schäden in Entwicklungsländern zu. Die Delegierten des K­limagipfels in Ägypten werden sich voraussichtlich am Mittwoch auf Finanzierungs­fragen konzentrieren.

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6 Kommentare

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  • 3G
    31841 (Profil gelöscht)

    170 000 000 : 2 400 000 000 = 0.07,



    ensprechend 7% des angesetzten jährlichen Bedarfs.



    Das müsste ins Verhältnis zu dem Anteil der C02-Emissionen gesetzt werden, die von Deutschland - einschließlich der externalisierten Mengen (Quellen wegen Importen und Exporten) - verursacht werden.

  • Bei der Überschrift dachte ich ans Bundeskabinett!

  • Hallo NIKONIKO,



    der Orginaltext ist klar:



    "Emerging markets and developing countries other than China will need to spend around



    $1 trillion per year by 2025 (4.1% of GDP compared with 2.2% in 2019) and around $2.4



    trillion per year by 2030 (6.5% of GDP"

  • Im Englischen gibt es nicht das Wort Millarden. Habdelt es sich bei den 2,4 Billionen Dollar um ein Übersetzungsfehler oder hat Scholz wirklich nur ein hundertausenddtel (1/100000) des benötigten Betrags zugesagt.



    Zum vergleich. Die Weltgemeinschaft wäre ein Dorf dass für 24000€ den Fluss renaturieren lässt; dann hätte Scholz 17 Cent zugesagt.

    Ps.: ich habe das jetzt mehrmals gerechnet, bitte sagt mor jemand, dass ich falsch liege!!!

  • Wir müssen ja schon die Reparationszahlungen an Polen und Griechenland zahlen. Da bleibt nichts mehr übrig!

  • Wird am Ende wohl genauso verlaufen wie mit der COVAX-Initiative. Der "Westen" offeriert so viel und am Ende kommt nur ein warmer Pups....hoffen wir es mal zumindest