UN-Klimakonferenz in Bonn: Optimistisch schon aus Trotz
Keiner weiß, welchen Plan Donald Trump beim Thema Klima verfolgt. Der Rest der Welt sorgt sich heimlich, arbeitet aber einfach weiter.
Die halbjährliche UN-Klimakonferenz in Bonn, die nach knapp zwei Wochen am Donnerstag zu Ende ging, machte sich selbst Mut, dass die Klimaverhandlungen gut vorangehen. Und das tun sie auch. Die Delegierten arbeiteten konzentriert an der Vorbereitung von „COP23“, der nächsten Konferenz, die im November in Bonn unter der Präsidentschaft von Fidschi stattfindet. Es gab keinen Kampf um die Tagesordnung, eine schöne Überraschung bei derartigen Treffen.
Auch bei Gesprächen darüber, wie es weitergehen soll mit dem Klima, näherten sich die Positionen an. Es wurde darüber diskutiert, was im „Regelbuch“ stehen wird, das die Details des Pariser Abkommens vom Dezember 2015 festlegen soll: Wie müssen die Staaten ihre Klimapläne aufstellen und erklären? Wie müssen sie 2018 und 2023 über die Fortschritte Rechenschaft ablegen? Wie soll der „Anpassungsfonds“ mit Hilfen für arme Länder weiter betrieben werden? „Konstruktiv“ nannten viele Verhandler die Atmosphäre.
Und sie wird noch besser, als die EU zum Schluss der Konferenz 800 Millionen Euro Hilfsgelder ankündigt, um bis 2020 79 Länder aus dem Pazifik, der Karibik und Afrika zu unterstützen. Die Hälfte dieser Fonds sollen für Klimahilfen verwendet werden.
Man kann es auch so sagen: „Alle halten den Atem an und arbeiten weiter“, bilanzierte Gebru Jember Endalew, Chefdelegierter aus Äthiopien und Sprecher der Gruppe der ärmsten Staaten (LDC). Denn die große Unsicherheit bei dieser und allen weiteren Konferenzen ist das Verhalten der USA.
US-Delegation weiß selbst nicht, wohin
Im Weißen Haus tobt ein Richtungskampf, ob die USA aus dem Pariser Abkommen aussteigen sollen oder nicht. Eine Entscheidung wird von der Regierung Trump Woche um Woche verschoben. Und die ungewöhnlich kleine US-Delegation in Bonn wusste selbst nicht, wie der künftige Kurs aussehen werde. „Alle unsere Maßnahmen werden auf den Prüfstand gestellt, wichtig sind der neuen Regierung Wettbewerbsfähigkeit und Jobs“, lautete die Sprachregelung, die Delegationsleiter Trigg Talley stereotyp wiederholte.
Dabei haben die USA schon angekündigt, ihre versprochenen Gelder für den Grünen Klimafonds, das Klimasekretariat und den UN-Klimarat IPCC nicht mehr zu zahlen. Außerdem denken sie laut darüber nach, ihren Klimaplan (NDC) nachträglich zu verwässern. Was sonst zu einem Aufschrei geführt hätte, wurde von der Konferenz nun größtenteils ignoriert.
Grund für Optimismus finden die Delegierten außerhalb der Konferenzwelt: Bisher hat kein anderes Land das Pariser Abkommen in Frage gestellt. Indien und China haben sich ausdrücklich dazu bekannt und den USA sogar indirekt mit Sanktionen gedroht, sollten sie aussteigen.
Städte, US-Bundesstaten und Unternehmen plädieren für Klimaschutz, die globalen CO2-Emissionen sind zum dritten Mal hintereinander nicht mehr gestiegen, Indien will groß in die Produktion von Elektroautos einsteigen. Und während Trumps klimapolitische Geisterfahrt die Emissionen im Jahr 2030 kaum nach oben treibe, würden die Entscheidungen von Indien und China das Klima dann um 2 bis 3 Milliarden Tonnen entlasten, befand eine Studie des „Climate Action Tracker“, die auf der Konferenz veröffentlicht wurde.
„Sehr viele Länder tun mehr als in ihren Klimaplänen steht“, sagt Wael Hmaidan, Chef des „Climate Action Networks“ von Umweltgruppen aus der ganzen Welt – was auch damit zu tun hat, dass die Klimapläne (NDC) teilweise sehr schwach sind. „Und was können wir mit Blick auf die USA schon tun? Ihnen den Krieg erklären? In Pessimismus verfallen? Da ist ein begründeter Optimismus die beste Lösung.“
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