piwik no script img

U-Bahn-Bau in VietnamEntwicklungshilfe für Siemens

Siemens will eine U-Bahn in Vietnam bauen. Um die Chancen des deutschen Konzerns zu erhöhen, soll der Bundeshaushalt geschröpft werden.

Funktioniert ganz gut: Fortbewegung in Vietnam. Bild: ap

BERLIN taz Eine U-Bahn in Vietnams größter Metropole Ho-Chi-Minh-Stadt sorgt für Ärger in Berlin. Vietnam hat den Auftrag ausgeschrieben, Siemens sich beworben und gute Chancen, den Zuschlag gegen japanische und französische Mitbewerber zu bekommen. Das Pendel in Vietnam könnte stärker zugunsten von Siemens ausschlagen, wenn gleichzeitig deutsche Entwicklungshilfe nach Vietnam fließen würde. Und genau das hat der Bundestag vor.

Mit 750.000 Euro wird das Vorhaben bereits im laufenden Haushaltsjahr finanziert. Damit sollen Erschließungsstudien für Siemens finanziert werden. Der Löwenanteil, 85 Millionen Euro, soll in den kommenden Jahren gen Ho-Chi-Minh-Stadt fließen, falls Siemens den Auftrag bekommt. Dafür hat sich der Haushaltsausschuss bereits ausgesprochen. Der endgültige Beschluss steht aus. Eile ist geboten, denn Anfang März ist Vietnams Premierminister Nguyen Tan Dung Gast im Bundeskanzleramt. Es spricht viel dafür, dass Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ihm da die Gelder vertraglich zusagen will. Im März entscheidet Vietnam ebenfalls über den Zuschlag für den U-Bahn-Bau.

85 Millionen sind mehr als das Doppelte der jährlichen Entwicklungshilfe für Vietnam aus Deutschland. Die fließt normalerweise in soziale und ökologische Projekte, die Wirtschaft und das Gesundheitswesen in abgehängten Landesteilen. Vietnam ist ein Entwicklungsland auf dem Weg zu einem Schwellenland. Die Wirtschaft wächst jedes Jahr um sagenhafte 8 Prozent. Es gibt aber riesige regionale Unterschiede. Ho-Chi-Minh-Stadt ist die wohlhabendste und dynamischste Stadt im Land, eine moderne Sechsmillionenmetropole. Die Infrastruktur hat riesigen Nachholbedarf. Die Stadt erstickt im Verkehr.

Die bare Gegenleistung für den möglichen Siemens-Zuschlag soll aus dem Haushalt des Wirtschaftsministerium kommen. Das Entwicklungshilfeministerium hatte sich zuvor geweigert, sie zu übernehmen. Denn die deutsche Entwicklungshilfe hat sich seit zehn Jahren von der Koppelung von Entwicklungshilfe an Aufträge an deutsche Unternehmen verabschiedet. Der Dachverband der entwicklungspolitischen NGOs, Venro, schlägt Alarm. "Die Zuschüsse dienen einzig und allein dazu, deutschen Unternehmen wie Siemens einen Vorteil gegenüber Mitbewerbern zu verschaffen", sagt dessen Sprecher Klaus Körting. "Aus entwicklungspolitischen Gründen ist das abzulehnen." Er legt Wert auf die Feststellung, dass sein Verband einen U-Bahn-Bau in Ho-Chi-Minh nicht ablehnt. "Wer dort einmal das Verkehrschaos erlebt hat, kann sich nicht gegen einen modernen öffentlichen Nahverkehr aussprechen. Problematisch ist einzig die Finanzierung aus deutschen Steuermitteln."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

1 Kommentar

 / 
  • B
    bensaigon

    Vietnam eine Ubahn im sumpf bauen das ist schon ein heikles Thema,Dann noch in einer 8millonen Stadt wo die kluft zwischen Arm und Reich immer schneller grösser wird mit einem Verkehr der unkontrollierbr durch die Stadt summt, Bei jeder Kreuzung kommt es zu abartigen Staungen wo auch keiner den Verkehr regeln kann, weil der Tiger nicht nach hinten guck und auch nicht zur Seite. Siemens, Bilfinger,Dragados und Formento /spanien und die Japaner rerissen sich um den Job der viele tote mitsich bringen wird .

    na denn prost und viel glück beim Tiger füttern