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Tyson Fury Netflix-SerieIm Namen der Söhne

Die Netflix-Soap „At Home with the Furys“ zeigt Boxstar Tyson Fury mit seiner Familie. Schon die Namen seiner Söhne sagen viel übers Ego.

Wie ist er wohl so privat drauf? Tyson Fury, hier im Kreis seiner Familie Foto: Netflix

W ir sind eingeladen. Wir dürfen, äh: sollen eine Familie besuchen. Da müssen wir wohl damit rechnen, dass uns die Kinder schon nerven, wenn wir das Haus betreten. Sie heißen: Venezuela, Valencia, Athena, Prince John, Prince Tyson und Prince Adonis. Das wird ja ein lustiger Nachmittag, den uns Netflix mit seiner neuen Soap „At Home with the Furys“ ankündigt und wo wir am Alltag von Tyson, seiner Frau Paris und den Kindern teilhaben werden, äh: dürfen.

Wie Boxer so privat sind, interessiert eigentlich nur Menschen, die mit dem Profiboxen und seinen Akteuren nicht viel anfangen können. Ob die etwa gewalttätig sind und ob sie Erziehungsziele wie Bildung vernachlässigen – all das sind Fragen, die sich tatsächlich nur stellt, wer Berufsboxen bloß als dumpfe Karikatur kennt.

Es stellt sich aber die Frage, ob wir zum Thema „Boxer privat“ wirklich mehr erfahren, wenn wir uns auf diesen Netflix-Nachmittag bei den Furys einlassen. Wird schon sein, dass er ein liebender Familienvater ist, der frühere Schwergewichts-Champ. Schlimme Sprüche sind von Tyson Fury bekannt, keine schlimmen Taten.

Dass wir zu dem Thema, wie es bei den Furys zu Hause zugeht, mehr erfahren sollen, das dürfte ein Herzensanliegen Furys sein. Schon die Vornamen seiner Kinder enthalten Botschaften. Die Töchter stehen für Länder und Städte, die Söhne sind allesamt mit dem Beinamen Prince ausgestattet. Wenn hier mal nicht das Ego des Herrn Papa durchschimmert. Prinzen sind schließlich Thronfolger, und um wessen Erbe die konkurrieren müssen, dürfte klar sein.

George Jr. bis George VI.

Es ist ganz interessant, sich die Namen der Kinder großer Boxer anzuschauen. Der berühmteste dürfte hier allerdings beinahe etwas langweilig anmuten. Muhammad Alis Kinder heißen Laila, Rasheda, Asaad, Maryum, Hana, Jamillah, und lediglich bei Muhammad Ali Jr. blitzt ein wenig von der väterlichen Selbsteinschätzung als „Größter aller Zeiten“ auf.

Zu den unumstritten ganz Großen der Boxgeschichte gehört Joe Louis, Schwergewichtsweltmeister von 1937 bis 1949, Geburtsname Joseph Louis Barrow. In erster Ehe bekam er die Tochter Jacqueline und, nun kommt’s: den Sohn Joseph Louis Barrow Jr.. Später heiratete Louis seine Frau Martha, mit der er vier Kinder hatte: Joseph Louis Barrow Jr., der also heißt wie sein Stiefbruder, dann noch John Louis Barrow, Joyce Louis Barrow und außerdem Janet Louis Barrow.

Zu den Großen der Boxgeschichte gehört auch George Foreman, der sich nicht nur 1975 im „Rumble in the Jungle“ mit Muhammad Ali einen epischen Kampf lieferte, sondern der auch aus mehreren Ehen zwölf Kinder hat. Die Namen der Töchter mögen noch leidlich unspektakulär klingen: Natalia, Leola, Freeda, Michi, Georgetta, Isabella und Courtney. Aber bei den Söhnen hat der Papa groß zugelangt: George Jr., George III., George IV., George V. und George VI..

Kein „At Home with the Foremans“

Warum eine Nummer II fehlt, hat er meines Wissens nie erläutert, aber die Frage, warum alle George heißen, zudem noch seinen eigenen Zweitnamen Edward verpasst bekamen, muss nicht offen bleiben: „Ich habe alle meine Söhne George Edward Foreman genannt, damit sie immer etwas gemeinsam haben. Ich sage zu ihnen: ‚Wenn einer von uns aufsteigt, steigen wir alle zusammen auf, und wenn einer zu Boden geht, gehen wir alle zusammen zu Boden!‘“

Nun wissen wir, warum Netflix wohl nie eine Folge „At Home with the Foremans“ drehen wird. Einen Haushalt abzufilmen, in dem männlicherseits alle Akteure George heißen, ist ja wirklich etwas anstrengend. Gehen wir halt zu den Furys.

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Martin Krauss
Jahrgang 1964, freier Mitarbeiter des taz-Sports seit 1989
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