Twitterprojekt „digitalpast“: Auschwitz-Befreiung in 140 Zeichen
Die Befreiung des Konzentrationslagers vor 70 Jahren ist eine Zäsur der Geschichte. Auf Twitter lässt sie sich gerade in Echtzeit nachverfolgen.
BERLIN taz | Am 27.1.1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz befreit. Sieben Jahrzehnte später kann man dieses Ereignis praktisch in Echtzeit nachverfolgen – via Twitter. Beim Projekt „digitalpast“ rekonstruieren fünf junge Historiker die Einnahme des Konzentrationslagers durch die Rote Armee mit Hilfe von Tweets – unter dem Titel „Heute vor 70 Jahren“.
Die Meldungen sind eine Auswahl von Zitaten, Augenzeugenberichten, Ereignis-Schilderungen aus verschiedensten Perspektiven und sie kommen minutengenau auf Twitter.
Die Erinnerungen der Überlebenden
Damit das funktioniert, muss man viel planen, wie Charlotte Jahnz, ein Mitglied des Projekts, gegenüber taz.de erklärt: „Jeder von uns wälzt Bücher und schreibt dann einen entsprechenden Tweet – immer mit Nachweis der Quelle. Die Tweets werden entweder sofort gesendet oder zeitgezündet. So läuft das Projekt auch nachts.“
Die Follower des Accounts werden mit einer umfassenden Chronologie versorgt und zugleich in die damaligen Ereignisse regelrecht reingezogen. Trotz des knappen, sachlichen Stils der Kurzmeldungen vermitteln diese das Grauen des NS-Terrors und seine Eskalation kurz vor der Befreiung recht eindringlich.
Mit dem Prinzip der Rekonstruktion per Tweet haben die fünf Historiker 2013 bereits die Ereignisse der Reichsprogromnacht des Jahres 1938 dokumentiert. Nach der Twitter-Chronologie der Auschwitz-Befreiung wollen sie im nächsten Schritt die letzten Kriegsmonate bis zum 8.Mai 1945 auf Twitter aufarbeiten.
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