Twitter-Alternative Threads: Mehr Macht für Meta
Gerade hat Eigentümer Musk Twitter unbenutzbar gemacht, da kommt der neue Kurznachrichtendienst von Meta. Das verstärkt Abhängigkeiten von dem Konzern.
D er Name passt schon mal perfekt. Threads heißt der neue Kurznachrichtendienst, den der Facebook-Mutterkonzern Meta frisch gestartet hat. Dass der Name so gut passt, hat auch viel mit dem Timing zu tun: Twitter-Eigentümer Elon Musk hat seine eigene Plattform am vergangenen Wochenende derart unbenutzbar gemacht, dass man sich fragen muss, ob außer ein paar Bots und der unvermeidlichen Gruppe an Musk-Jünger:innen überhaupt noch Leute ernsthaft bei Twitter unterwegs sein können.
Eine Auswahl dessen, was jetzt nicht mehr geht: Zugreifen auf unbegrenzt viele Nachrichten, weshalb eins der beliebten Langformate auf Twitter, die Threads, bei denen mehrere Tweets aneinandergereiht werden, quasi vom Aussterben bedroht ist. Denn: wer soll diese noch lesen, wenn im Hinterkopf immer ein Zähler mitlaufen muss, der warnt, wenn man sich in die Nähe der aktuell geltenden Lesegrenze bewegt?
Die Beschränkung ist besonders problematisch, weil auch staatliche Stellen, etwa die Polizei, Twitter für wichtige Informationen nutzen. Bereits so passiert: Eine Weltkriegsbombe muss entschärft und die Gegend evakuiert werden. Und wie erfahren die Betroffenen als Erstes, wann sie wieder nach Hause dürfen? Via Twitter. Schon ärgerlich, wenn solche Infos nun einer Musk’schen Grenze wegen an einem vorbeigehen. Ganz zu schweigen von Menschen ohne Twitter-Account: Die können seit dem Wochenende gar nicht mehr auf die Inhalte der Plattform zugreifen.
Ein besserer Zeitpunkt für die die Markteinführung von Metas Twitter-Alternative ist also gar nicht vorstellbar. Threads wird ordentlich von Metas Infrastruktur profitieren: Alleine rund zwei Milliarden aktive Instagram-Nutzer:innen können direkt auf ihr dortiges Kontaktnetz aufbauen. Dazu kommt der Netzwerkeffekt, der Nutzer:innen am stärksten dorthin zieht, wo schon die meisten anderen sind. Ein Coup für Meta, das seine Marktmacht weiter ausbauen kann. Und so die gesellschaftlichen Abhängigkeiten von dem Konzern weiter verstärkt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Rechtspopulistinnen in Europa
Rechts, weiblich, erfolgreich
Antisemitismus in Berlin
Höchststand gemessen
Rauchverbot in der Europäischen Union
Die EU qualmt weiter
Wirkung der Russlandsanktionen
Der Rubel rollt abwärts