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Tunesien nach dem PutschTunesien bekommt Regierungschefin

Putschpräsident Kais Saied beauftragt die Professorin Najla Bouden Romdhan mit der Regierungsbildung. Damit scheint er Kritiker beruhigen zu wollen.

Die erste Regierungschefin der arabischen Welt: Najla Bouden Romdhan Foto: reuters

Tunis taz | Mehr als drei Monate nach der Absetzung von Regierungschef Hichem Mechichi und der Zwangspause des Parlaments hat Tunesiens Präsident Kais Saied sein Land wieder in die Schlagzeilen gebracht. Am Mittwochnachmittag beauftragte der 72-Jährige die Geologin Najla Bouden Romdhan mit der Bildung einer Regierung. Die 63-jährige Professorin aus Tunis ist damit die erste Regierungschefin der arabischen Welt.

Seit der Revolution von 2011 hatte sie eine leitende Position im Bildungsministerium. Politisch gilt sie als unerfahren. Der Staatschef bezeichnete die Nominierung einer Frau als „Ehre für Tunesien und Anerkennung für die tunesischen Frauen“. Zentrale Aufgabe der künftigen Regierung sei es, „der Korruption und dem Chaos, das sich in vielen staatlichen Einrichtungen ausgebreitet hat, ein Ende zu setzen“. Vor ihrer überraschenden Ernennung leitete Bouden ein Hochschulreform-Projekt und war im Bildungsministerium zuständig für die Umsetzung von Projekten der Weltbank

Mit ihrer Ernennung versucht Saied nach Einschätzung von Beobachtern, die Kritiker seines Putsches zu beruhigen. Mit dem Austritt von 118 prominenten Mitgliedern aus der Ennahda-Partei ist Saied seine größten Widersacher zwar losgeworden. Doch nicht nur die moderaten Islamisten der Ennahda warnen vor einer Rückkehr einer Ein-Mann-Diktatur.

Am vergangenen Sonntag hatte eine Allianz von religiösen und ultralinken Kreisen zum Widerstand gegen Saieds Aussetzung der Verfassung protestiert. Vertreter der Zivilgesellschaft fordern einen nationalen Dialog und ein Ende des Regierens per Dekret, wie Saied es letzte Woche angekündigt hatte. Die Ernennung von Bouden sehen sie als Erfolg.

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