Türkiyemspor gewinnt Berliner Pokalfinale: Kreuzbergerinnen auf dem Gipfel
Die Fußballfrauen von Türkiyemspor haben alle anderen Berliner Vereine hinter sich gelassen. Damit sind sie die neue Nummer eins im Berliner Frauenfußball.
Die Kulisse: mit 1.650 Zuschauern bundesligareif. Die Spannung: groß, weil mit den Gegnerinnen noch eine Rechnung offen war. Die früher übermächtige Viktoria 89 hatte das Ligapunktspiel 2:1 gewonnen und war auch im Pokalfinale zunächst nicht zu überwinden. Das Ende: ein Traum für Türkiyemspor. Das 1:0 erzielte die 18-jährige Leyila Aydin mit einem geschickten Abstauber, das 2:0 die 32-jährige Kapitänin Aylin Yaren mit einem bewundernswert konditionsstarken Solo kurz vor Schluss.
Damit war die Revanche geglückt und der Pokal zum ersten Mal in der Vereinshistorie gewonnen – mit einem Team, in dem junge Spielerinnen aus dem eigenen Nachwuchs, Routiniers wie die 62-fache ungarische Nationalspielerin Erika Szuh und Frauen verschiedenster Herkünfte zusammenspielen – wie im gesamten Klub.
„Die DNA des Vereins ist die Vielfältigkeit“, sagte Abteilungsleiter Murat Dogan dem Frauenfußballmagazin FFussball, das in seiner aktuellen Ausgabe ausführlich über Türkiyemspor berichtet. Die Erfolge des divers ausgerichteten Kreuzberger Vereins sind also auch außerhalb Berlins schon aufgefallen.
Der türkische Botschafter war da
Dass beim Pokalfinale auch der türkische Botschafter im Stadion war, mag nicht jedem gefallen. Der Verein selbst hält sich aus der Politik meistens raus und lebt lieber vor, was andere nur vorgeben: Offenheit, Einsatz gegen Homophobie und Integration für alle. Sogar Süddeutsche werden in dem Kreuzberger Traditionsklub ohne Vorurteile aufgenommen.
In der Abschlusstabelle der Regionalliga Nordost hatte Türkiyemspor bereits Union, Viktoria und alle anderen Berliner Vereine hinter sich gelassen und hinter Turbine Potsdam II Platz zwei belegt. Die zweite Liga ist in Reichweite – zumindest sportlich. Finanziell und logistisch wären Spiele auf diesem Niveau und im gesamten Land allerdings eine Herausforderung für den wachsenden, aber immer noch relativ kleinen Verein. Auf den Aufstieg hätte er deshalb diesmal noch freiwillig verzichtet.
Wenn man aber gesehen hat, wie glücklich Gründungsvater Dogan und seine Spielerinnen nach dem Sieg sangen und tanzten, kann man sich kaum vorstellen, dass sie nicht noch höhere Gipfel anpeilen.
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