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Türkische Bodenoffensive gegen die PKKKein Frieden in Sicht

Jürgen Gottschlich
Kommentar von Jürgen Gottschlich

Seit Montag attackiert die türkische Armee die PKK im Nordirak. Bleiben die politischen Verhältnisse unverändert, nimmt der Krieg kein Ende.

Video des türkischen Verteidigungsministeriums, das einen Raketeneinschlag an einem nicht benannten Ort zeigen soll Foto: Verteidigungsministerium der Türkei/reuters

E s gibt auch noch bewaffnete Auseinandersetzungen außerhalb der Ukraine, daran erinnerte der am Montag begonnene Angriff der türkischen Armee auf Stellungen der kurdischen PKK im Nordirak. Wie bereits viele Male zuvor überschritten türkische Soldaten die Grenze zum Nachbarstaat, um dort angebliche Verstecke der bewaffneten PKK in der Nähe der türkischen Grenze anzugreifen. Prophylaktisch, wie es heißt, denn angeblich bereitete die PKK von dort aus neue Anschläge in der Türkei vor. Dabei hatte man von dem Jahrzehnte alten Konflikt mit der PKK-Guerilla zuletzt kaum noch etwas gehört.

Schon seit mehreren Jahren hat die PKK in der Türkei keine nennenswerten Anschläge mehr durchgeführt, in den kurdisch bewohnten Gebieten herrscht angesichts der massiven Repression eine Friedhofsruhe. Die waffentechnische Überlegenheit der Armee, insbesondere der Einsatz bewaffneter Drohnen, hat dazu geführt, dass die Guerilla auf türkischem Gebiet weitgehend ausgeschaltet werden konnte. Dennoch greift die Armee wie in fast jedem Frühjahr mit Luft- und Bodentruppen das Rückzugsgebiet der PKK im Nordirak an.

Denn auch wenn die PKK geschwächt ist, es gibt sie ja weiterhin, und solange es für die kurdische Frage in der Türkei und der gesamten Region, also auch im Irak, Syrien und im Iran, keine politische und soziale Lösung gibt, wird es sie weiterhin geben. Den letzten Anlauf zu einer politischen Lösung gab es in den Jahren von 2012 bis 2015. Er scheiterte, weil einerseits die PKK ihre Waffen nicht niederlegen wollte und Präsident Recep Tayyip Erdoğan andererseits feststellen musste, dass er bei den Wahlen im Frühjahr 2015 wegen der Verhandlungen mit der PKK Stimmen an die Ultranationalisten verlor.

Beide Seiten waren zu einem Frieden nicht bereit. Erdoğan hätte mit der demokratischen Opposition zusammenarbeiten müssen, entschloss sich stattdessen aber zu einer De-facto-Koalition mit den Rechtsaußen und die PKK glaubte, gemeinsam mit ihrem Ableger in Nordsyrien stark genug zu sein, um den Krieg in die kurdischen Städte im Südosten der Türkei tragen zu können.

Das Ergebnis sind zerstörte Städte und die islamo-nationalistische Front in Ankara, die Erdoğan zu ihrem autokratischen Alleinherrscher machte. Solange die politische Situation in Ankara sich nicht ändert und die PKK weiterhin glaubt, mit Terror und bewaffneten Aktionen einen Kurdenstaat in ihrem Sinne durchsetzen zu können, geht das Töten weiter.

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Jürgen Gottschlich
Auslandskorrespondent Türkei
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10 Kommentare

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  • "Seit Montag attackiert die türkische Armee die PKK im Nordirak. "

    Ja, Putin hat es vorgemacht!



    Dieser furchtbare Erdogan. Der muss endlich weg!!!!!!

  • Was genau macht das eigentlich nicht zu einem "Angriffskrieg"?

  • Wer sich wundert, dass "der Westen" keine Glaubwürdigkeit hat:

    Die türkische nationalistisch-militärische Aggression (freundlich ausgedrückt) gegen kurdische Städte, zusamen mit politischer Repression gegen Medien & unliebsame Parteien wurde von EU, USA etc. nicht etwa mit Sanktionen & Ächtung, geschweige denn Militärhilfe quittiert.

    Sondern mit einem Milliarden-Deal für die Aufnahme von Geflüchteten.

    Putin als Gegner, Erdogan als Partner, wer soll diese scheinheilige Heuchelei verstehen?

  • Das ist eine grobe Missachtung des Völkerrechts und eine Verletzung der Souveränität des Iraks.

    Ich bin mir nicht sicher, ob die PKK wirklich Terror in der Türkei betreibt. Türkische Medien und Regierungen behaupten dies fortlaufend. Ist es Terror, wenn Kinder ihre eigene Kultur und Sprache nicht in der Schule benutzen dürfen? Wenn junge Männer im Militär verprügelt werden, weil sie Kurden sind und / oder nicht gut genug Türkisch können?

    Wer terrorisiert hier wen?

    Ich finde in der Türkei geht man wahllos mit dem Begrif Terror um und repressive staatliche Organe sind dann demokratisch und fortschriftlich?

  • Dank gezielter Destabilisierung durch die USA und Vasallen haben wir in vielen Regionen kriegerische Konflikte

    — blicken aber hypnotisiert nur auf einen Konflikt, der uns geographisch (und ideologisch) am nächsten liegt.

    Danke für diesen Bericht über den Nordirak!

  • In einigen Medien, die voll vom Ukraine-Thema sind, steht absolut nichts zu diesem Überfall der Türkei. Wie kommt das?

    • @resto:

      Vermutlich weil wir im Zeitalter des hochfrequenten monothematischen Journalismus leben, in dem Twitter & Co bestimmen, was gespielt wird.

  • Waffenlieferungen an die Kurden oder haben die kein Recht auf Selbstbestimmung?

    • @Axel Foley:

      Selbstverständlich nicht, denn diese werden von einem Nato-Staat ähm... humanitär besucht. Legen Sie bitte nicht die gleichen Maßstäbe an, denn hier ist es was völlig anderes! Jawoll!

  • lieber herr gottschlich, bitte stellen sie sich mal ihren kommentar in bezug auf die ukraine vor. diese verharmlosung von diktatoren und das zuschieben der schuld an die überfallenen muss doch endlich mal ein ende haben. eine totalembargo gegen die türkei und die lieferung schwerer waffen an die kurden sind jetzt dringend notwendig. wer sich dem verweigert macht sich mitschuldig!