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Tucker Carlson interviewt Wladimir PutinZum Jahrestag im Verschwörungs-TV

Kurz bevor sich der russische Angriff auf die Ukraine zum zweiten Mal jährt, interviewt der rechte US-Moderator Tucker Carlson Putin.

Screenshot aus einem Video vom 6. Februar, in dem Tucker Carlson über sein Interview mit Putin spricht Screenshot: Tucker Carlson Network/reuters

Seit Beginn des russischen Angriffskriegs hat Russlands Präsident Wladimir Putin westlichen Medien kein Interview gegeben. Das hat sich nun geändert. Der rechte US-amerikanische Moderator Tucker Carlson hat Putin offenbar interviewt.

In einem Video, das Carlson auf X verbreitete, heißt es: „Wir sind in Moskau heute Abend. Wir sind hier, um den russischen Präsidenten Wladimir Putin zu interviewen.“ Über seine Beweggründe sagt Carlson: Niemand informiere die Amerikaner. Sie wüssten nicht, was in der Ukraine und in Russland passiere, weil ihnen niemand die Wahrheit sage. Es sei nun sein Job, die Menschen mit Fakten zu versorgen, sagte der Moderator, der bekannt für die Verbreitung von Verschwörungserzählungen ist.

Laut Meduza habe Kremlsprecher Dmitri Peskow russischen Staatsmedien bestätigt, dass das Interview stattgefunden habe. Peskow sagte laut Meduza: „Er (Carlson; d. Red.) hat eine Position, die sich vom Rest (der westlichen Medien) unterscheidet. Sie ist keineswegs prorussisch und auch nicht proukrainisch, sondern eher proamerikanisch. Aber zumindest steht er in klarem Gegensatz zur Position der traditionellen angelsächsischen Medien.“

Carlson kostete Fox News viel Geld

Auf die Behauptung Carlsons, nicht ein einziger westlicher Journalist habe seit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine den Versuch unternommen, Putin für ein Interview anzufragen, erwiderte Peskow: „Wir erhalten zahlreiche Anfragen für Interviews mit dem Präsidenten […]: traditionelle Fernsehsender und große Zeitungen, die nicht einmal versuchen, in ihrer Berichterstattung unparteiisch zu sein. Natürlich besteht kein Wunsch, mit dieser Art von Medien zu kommunizieren.“

Carlson, ehemals Moderator bei Fox News, war im April von dem Sender gefeuert worden. Laut Medienberichten wegen privater Nachrichten, in denen er eine Gewalttat von Trump-Anhängern an einem Gegendemonstranten verherrlichte. Carlson verbreitete außerdem Lügen über einen angeblichen Wahlbetrug durch den Wahlmaschinenhersteller Dominion. Fox News musste in einem Vergleich wegen der Unterstellungen, die im Sender gemacht wurden, knapp 790 Millionen Dollar an Dominion zahlen.

Schon seit Tagen hält sich Carlson in Moskau auf. Sein Besuchstermin scheint nicht zufällig gewählt zu sein. Am 24. Februar jährt sich der erweiterte Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.

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3 Kommentare

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  • Wenn Putin sagt Russland wird Polen und das Baltikum nicht angreifen, stimmt das. Er wird nach einem Wahlsieg seines Kumpels Trump Polen und das Baltikum angreifen.



    Der Mann redet wie Hitler es getan hat und wird seinen Weg mit Millionen Leichen pflastern, wenn man ihm nicht jetzt grenzen aufzeigt.

  • Was soll man dazu noch sagen, wir leben schon längst in der Zeit der "alternativen Wahrheiten, was früher Erstunken und erlogen war, ist heute alternativ.

    Als gäbe es eine alternative zur Wahrheit, Donald Trump hat es vor gemacht und viele Menschen können Wahrheiten und Lügen gar nicht mehr unterscheiden und der heutige Journalismus befeuert das auch eher noch.

    Ich fand es eigentlich toll, das heutzutage die Kommunikation schnell und Weltweit für jeden möglich ist, aber leiden lassen sich heute auch Fake- News genauso schnell verbreiten, na dann, schöne neue Zeit!

  • Wahrscheinlich gibts kaum jemanden, der mir politisch weiter entfernt ist, als Tucker Carlson. Ich verfolge seine Interviews trotzdem, weil er mir nicht das Gefühl gibt betreuter Meinungsbildung beizuwohnen. Ich will mir selbst eine Meinung bilden und nicht nur die des Journalisten übernehmen.



    Und auch in diesem statement auf X gibt er an, dass man mit den Ansichten in dem Interview nicht einverstanden sein muß. Aber der Zuseher hat dann zumindest die Möglichkeit sich sein eigenes Bild zu machen.