Trumps Zollpolitik: Erhöhte Zölle auf ausländische Fahrzeuge
Abgaben in Höhe von 25 Prozent sollen zum 2. April kommen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) spricht von einem „fatalen Zeichen“.
„Wir werden Länder dafür zur Kasse bitten, dass sie in unserem Land Geschäfte machen und uns Arbeitsplätze und Wohlstand wegnehmen“, sagte Trump während der offiziellen Unterzeichnung einer Proklamation in Weißen Haus.
Die neuen Zölle werden offiziell am 2. April in Kraft treten und sollen laut der US-Regierung Einnahmen von mehr als 100 Milliarden Dollar pro Jahr generieren. Neben Personenkraftwagen und Pick-up-Trucks gelten die neuen Einfuhrzölle auch für wichtige Fahrzeugteile wie Motoren oder Teile der Elektronik.
Wie genau sich die Zölle auf die einzelnen Autohersteller auswirken werden, ist noch nicht vollständig abzusehen. Die meisten modernen Fahrzeuge bestehen jedoch aus tausenden Komponenten, die in dutzenden unterschiedlichen Ländern produziert werden und erst bei der Endmontage zu einem fertigen Auto zusammengebaut werden.
Erhebliche Konsequenzen
Da deutsche Autobauer wie BMW, Mercedes oder Volkswagen bereits Produktionsstätten in den USA besitzen, wird es für diese leichter werden, die Auswirkungen dieser Zölle zu minimieren oder völlig zu umgehen.
Für andere deutsche Hersteller könnten die Zölle allerdings erhebliche wirtschaftlich Konsequenzen haben. Die USA sind laut Zahlen des Statistischen Bundesamts der wichtigste Absatzmarkt für die deutschen Hersteller.
EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte in einer offiziellen Stellungnahme, dass man die US-Zollankündigung prüfen werde und zunächst weiter auf Verhandlung setze, um die eigenen wirtschaftlichen Interessen zu schützen.
„Wie ich bereits sagte, sind Zölle Steuern – schlecht für die Unternehmen und noch schlechter für die Verbraucher, und zwar sowohl in den USA als auch in der Europäischen Union“, erklärte von der Leyen.
Fatales Zeichen
Der Verband der Automobilindustrie (VDA) fordert umgehende Verhandlungen zwischen den USA und der EU, um eine Einigung zu finden. Die von Trump angekündigten Zölle stellten laut VDA-Präsidentin Hildegard Müller eine erhebliche Belastung dar und seien ein „fatales Zeichen“. Sie warnte in einer Erklärung davor, dass die zusätzlichen Zölle auch direkte Folgen für die US-Wirtschaft hätten. „Die Konsequenzen werden Wachstum und Wohlstand auf allen Seiten kosten“, so Müller.
Doch allzu große Hoffnung sollten sich internationale Autofirmen nicht machen. Auf die Frage, ob diese Zölle auf ausländische Autoimporte permanent seien oder nicht, antwortete Trump: „Sie sind dauerhaft, 100-prozentig.“
An den Märkten sorgte die Ankündigung zunächst für fallende Kurse. Die Aktien der Big 3, wie die drei großen US-Autobauer Ford, General Motors und Stellantis genannt werden, fielen kurzfristig um mehrere Prozentpunkte.
Die amerikanische Gewerkschaft der Autoarbeiter UAW hingegen bezeichnete die zusätzlichen Zölle als einen „Sieg“ für ihre Mitglieder. „Diese Zölle sind für die Autoarbeiter und Arbeitergemeinden im ganzen Land ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Nun liegt es an den Autoherstellern – von den Big 3 bis hin zu Volkswagen und darüber hinaus –, gute Gewerkschaftsarbeitsplätze in die USA zurückzubringen“, erklärte UAW-Präsident Shawn Fain.
Interessenkonflikt wegen Tesla
Regierungsberater und Milliardär Elon Musk sei laut Trump nicht in die Entscheidung über die Abgabenerhöhung involviert gewesen. Grund sei der Interessenkonflikt, den Musk als Geschäftsführer von Tesla bei diesem Thema habe.
Automobilzulieferer in Kanada und Mexiko, deren Produkte unter das im Jahr 2020 unterzeichnete Freihandelsabkommen USMCA fallen, sind von den neuen Zöllen zunächst einmal ausgenommen. Auf Druck der Big 3 aus Detroit wurden Zölle auf Autoimporte aus den beiden Nachbarstaaten um einen Monat verschoben.
Die Autozölle sind das jüngste Signal, dass Trump an seiner Politik der verschärften Zollauflagen zunächst festhalten wird. In der kommenden Woche will die US-Regierung auch Gegenzölle auf viele weitere Produkte verkünden. Der 2. April wurde auch deshalb von Trump als „Tag der Befreiung“ bezeichnet.
Die Trump-Regierung hofft mit Strafzöllen Unternehmen zu Investitionen in den USA zu ermutigen. Kritiker warnen vor Preissteigerungen und dem erhöhten Risiko einer Rezession. „Ich glaube, unsere Automobilindustrie wird florieren wie nie zuvor“, sagte Trump.
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