Trumps Verteidigungsminister angehört: Alkohol, Seitensprünge und abwertende Sprüche
Pete Hegseth ist Trumps erster Kandidat, der sich einer Anhörung im Kongress stellt. Vorwürfe der Demokraten pariert er schlagfertig.
Bei der Anhörung ging es für die Senatoren wie immer auch darum, politisch zu punkten. Hegseth, der zuletzt als Moderator beim rechten TV-Sender Fox News gearbeitet hatte, präsentierte sich während der mehr als vierstündigen Anhörung schlagfertig. Er ließ sich von den Fragen der demokratischen Senatoren nicht einschüchtern und versuchte Bedenken über seinen Charakter und seine Qualifikationen zu zerstreuen.
Der 44-Jährige erklärte in seiner Eröffnungsrede, dass er als Verteidigungsminister versuchen werde, die Warrior-Culture (Kriegerkultur) wieder ins US-Militär zurückzubringen. Außer den Fokus auf einen internen Kulturwechsel zu richten, will er das Militär wieder aufbauen und modernisieren. Zudem solle das Prinzip der Abschreckung wieder etabliert werden, um Konflikte zu verhindern.„Kriegsführung und die Fähigkeit zu töten sowie die Einsatzbereitschaft der Truppen und ihrer Familien werden unser einziger Fokus sein“, sagte Hegseth.
Der zweifache Familienvater ist aufgrund seiner geringen militärischen Erfahrung sowie seiner fehlenden Führungsqualifikationen eine äußerst unkonventionelle Wahl für das Amt des Verteidigungsministers. Hegseth sprach dies daher auch direkt an: „Es ist Zeit, jemandem mit Staub an den Stiefeln das Ruder zu übergeben. Einem Agenten des Wandels. Jemandem, der kein persönliches Interesse an bestimmten Unternehmen, bestimmten Programmen oder genehmigten Darstellungen hat.“
Frische Ideen
Republikaner im Senatsausschuss für Militärangelegenheiten machten deutlich, dass sie die Nominierung von Hegseth unterstützen. Senator Roger Wicker aus Mississippi verglich Hegseth sogar mit Trump und sagte, dass dieser neue Energie und frische Ideen mitbringe, um die Bürokratie aufzumischen.
Ganz anders sah es aufseiten der Demokraten aus. Diese warfen Hegseth Alkoholmissbrauch, sexuelle Gewalt sowie abwertende Kommentare über Frauen im Krieg vor. Vor allem der „Austausch“ zwischen Senator Tim Kaine und Hegseth hatte es in sich. Der Senator aus Virginia nahm kein Blatt vor den Mund und fragte den ehemaligen Moderator nach angeblichen Affären, die er während seiner zweiten Ehe gehabt haben soll. Hegseth bestritt die Vorwürfe nicht und erklärte, dass er nicht „perfekt“ sei.
Den Vorwurf der sexuellen Gewalt wies er jedoch zurück und bezeichnete einen polizeibekannten Vorfall als eine „Schmutzkampagne“. Er versprach zudem, sollte er als Verteidigungsminister bestätigt werden, keinen Alkohol zu trinken. Dies war eine Reaktion auf Medienberichte, wonach Hegseth in der Vergangenheit auch während der Arbeit gerne mal einen über den Durst getrunken haben soll.
Auch seine früheren Kommentare über Minderheiten und Frauen im Militär wurden von demokratischer Seite aufgegriffen. Am Ende der mehr als vierstündigen Anhörung dürften sich die Meinungen über Hegseths Nominierung als Pentagon-Chef jedoch kaum geändert haben.
Gute Chancen auf Bestätigung
Für viele Demokraten sind seine Qualifikationen, sein fragwürdiger Charakter und seine Kommentare aus vergangenen Zeiten Ausschlusskriterien. Republikaner sehen in Hegseth hingegen eine Person, die in der Lage ist, das US-Militär und die damit verbundenen fast drei Millionen Menschen sowie ein Budget von knapp 850 Milliarden Dollar aufzumischen und gegen „Wokeness“ vorzugehen.
Zudem wollen die Republikaner vor Trumps Amtsantritt in der kommenden Woche nicht noch eine weitere Nominierung torpedieren. Aufgrund der knappen Mehrheit der Republikaner im Senat könnte es zwar am Ende für Hegseth eng werden, doch nach der Anhörung am Dienstag stehen die Chancen gut, dass er als nächster Verteidigungsminister der USA schon bald betätigt wird.
„Er hat sich außerordentlich gut verhalten und überzeugend argumentiert, warum er der nächste Verteidigungsminister werden sollte“, sagte der republikanische Mehrheitsführer im Senat, John Thune. Hegseths Auftritt im Kongress markierte den Auftakt für eine Reihe von weiteren Anhörungen von Trumps Kandidaten in dieser Woche.
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