Trumps Umgang mit Corona-Infektion: „Epidemiologen kommt das Kotzen“
US-Präsident Trump will mit seiner Rückkehr vom Krankenbett ins Weiße Haus Vitalität demonstrieren. Doch in den Umfragen fällt er zurück.
US-Präsident Donald Trump hat seine Entlassung aus dem Militärkrankenhaus genutzt, um sich vor seinen Unterstützer:innen als nahezu unverwundbar darzustellen. Seine Rückkehr ins Weiße Haus inszenierte er als Medienshow, bewusst terminiert zur besten Sendezeit. Auf der Treppe zu seinem Amtssitz zog der Coronapatient demonstrativ die Schutzmaske vom Gesicht und stopfte sie in seine Jackentasche. Bei genauem Hinsehen war auf den Videobildern zu erkennen, dass er schwer atmen musste.
Trump streckte beide Daumen hoch und salutierte dem Piloten, als sein Hubschrauber Marine One wieder vom Rasen abhob. „Habt keine Angst vor dem Virus“, sagte er in einem Video, „ihr werdet es besiegen.“ Kurz vor seiner Entlassung aus dem Krankenhaus hatte er per Twitter erklärt: „Habt keine Angst vor Covid. Lasst es nicht euer Leben dominieren. Wir haben unter der Trump-Administration einige wirklich großartige Medikamente und Wissen entwickelt. Ich fühle mich besser als vor 20 Jahren!“
Gleichzeitig wurden bereits rund ein Dutzend Personen aus dem Weißen Haus oder dem unmittelbaren Umfeld Trumps positiv auf das Virus getestet, zuletzt seine Pressesprecherin Kayleigh McEnany. Auch mehrere Journalisten aus dem Pressetross Trumps haben sich mit Covid-19 infiziert. Viele aus dem Stab des Weißen Hauses arbeiten als Vorsichtsmaßnahme derzeit von zu Hause aus. Beschäftigte in der Küche oder Reinigungspersonal, viele von ihnen ältere und damit gefährdete Menschen, haben diese Option nicht.
Ausgangspunkt der Infektionen war mutmaßlich eine Zeremonie im Rosengarten, als Trump vor dichtbesetzten Stuhlreihen die Richterin Amey Coney Barrett als Kandidatin für den Supreme Court vorstellte. Kaum jemand unter den etwa 100 Anwesenden trug eine Maske.
Ärzte kritisieren Trumps Leichtfertigkeit
Bisher haben 210.000 Menschen in den USA Corona mit dem Leben bezahlt, mehr als sieben Millionen wurden als infiziert diagnostiziert. Vor diesem Hintergrund kritisieren Ärzte heftig, dass Trump versuche, die Gefahr durch das Virus herunterzuspielen. „Wir müssen realistisch sein: Covid ist eine große Bedrohung für die amerikanische Bevölkerung“, sagte David Nace vom medizinischen Zentrum der University of Pittsburgh. Der Gesundheitsexperte Eric Feigl-Ding von der Federation of American Scientists kommentierte Trumps Verhalten auf Twitter: „Epidemiologen kommt das Kotzen.“
Trump gilt weiterhin als ansteckend und muss auch in den nächsten Tagen noch mit gesundheitlichen Rückschlägen rechnen. Er war nach seiner Infektion mit dem Covid-19-Virus drei Tage lang mit Medikamenten behandelt worden, die nach Ansicht medizinischer Experten auf schwere Krankheitssymptome seiner Lunge und seines Kreislaufs schließen ließen.
Trumps Ärzte hatten die Gefahr durch seine Erkrankung hingegen immer wieder heruntergespielt und sich später gerechtfertigt, sie wollten damit vor allem die positive Stimmung ihres Patienten widerspiegeln. Nach Angaben des Seuchenexperten Anthony Fauci habe Trump wohl vor allem geholfen, dass er mit einem noch experimentellen Antikörper-Mittel behandelt wurde. Es wird für gewöhnliche Patienten noch lange nicht verfügbar sein.
Trump bleiben noch vier Wochen bis zum Wahltermin am 3. November. Weiterhin liegt er in Umfragen landesweit rund acht Prozent hinter Joe Biden, und der Abstand wächst. Trump beabsichtigt daher, möglichst schnell seine Kundgebungen vor Tausenden von Anhänger:innen fortzusetzen.
Auch die TV-Duelle mit Biden sollen wie geplant stattfinden. Er möchte möglichst viele aus seiner Kernanhängerschaft zur Stimmabgabe bringen – nur wenn die Wahlbeteiligung unter Trumps Republikanern deutlich über der der Biden-Anhänger:innen liegt, hat er noch eine Chance auf ein Comeback.
Auch auf Twitter mobilisiert er: Am Montag setzte er innerhalb einer Stunde 18 Kurznachrichten ab, alles Einzeiler in Großbuchstaben, in denen er seine Anhänger anfeuerte, zur Wahl zu gehen, um Abtreibungen zu verbieten, den „korrupten Fake-News-Medien“ das Handwerk zu legen und eine „bessere und billigere Gesundheitsversorgung“ zu erlangen. Gerade bei dem letzten Thema liegt laut einer neuen CNN-Umfrage Joe Biden mit 59 Prozent vor Trump mit nur 39 Prozent.
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